Der deutsche Tabakmarkt präsentiert sich trotz der zu Jahresbeginn erfolgten Steuererhöhung weiterhin stabil. Vorläufigen Daten zufolge wird der Zigarettenabsatz im Jahr 2025 mit etwa 66 Milliarden Stück auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr liegen. Bis Ende November wurden bereits 62,6 Milliarden Zigaretten versteuert, was einem Anstieg von 1,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2024 entspricht. Auch beim Feinschnitt zeigt sich kaum eine Veränderung: Mit rund 23.635 Tonnen liegt der Absatz nur minimal unter dem Vorjahreswert (-0,4 Prozent). Deutliche Vorratskäufe sind hingegen bei den Steuerzeichen für E-Zigaretten-Liquids zu beobachten – hier führte die bevorstehende Steuererhöhung zum Jahreswechsel 2026 dazu, dass über 22 Prozent mehr Mengen vorab bestellt wurden.
Steuerzeichenmengen spiegeln nicht den Konsum wider
Die vorliegenden statistischen Zahlen erlauben keine Rückschlüsse auf einen wachsenden Tabakkonsum in Deutschland. Im Gegenteil: Der Verbrauch von Zigaretten hat sich in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten halbiert und befindet sich weiterhin im Abwärtstrend. Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE), betont: „Der erhöhte Bezug von Steuerzeichen ist ausschließlich auf Produktionsvorräte aufgrund der kommenden höheren Steuersätze zurückzuführen.“ Dies dürfe keinesfalls als Indiz für eine steigende Raucherquote oder einen erhöhten Endverbraucherverkauf missverstanden werden.
Zunehmender Einfluss grenzüberschreitender Einkäufe
Ein wachsender Faktor bei der Entwicklung des Absatzes in Deutschland ist zudem das grenzüberschreitende Einkaufsverhalten. Laut einer Studie von KPMG zum illegalen Handel mit Zigaretten stieg die Menge an über die Grenze aus Deutschland verkauften Zigaretten im Jahr 2024 um beeindruckende 47 Prozent auf insgesamt etwa 1,44 Milliarden Stück an. Hauptursache hierfür sind erhebliche Preisunterschiede zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern: Während eine Packung Premiumzigaretten in Frankreich oder den Niederlanden rund 13 Euro kostet, liegt ihr Preis hierzulande bei circa neun Euro.
Noch gravierender fallen diese Differenzen beim Feinschnitttabak aus: Eine Packung mit 50 Gramm kostet in Deutschland ungefähr zwölf Euro fünfzig; dagegen beläuft sich der Preis in den Niederlanden auf knapp über fünfundzwanzig Euro und erreicht in Frankreich sogar mehr als dreißig Euro pro Packung. Zusätzlich begünstigen regulatorische Maßnahmen wie das Verkaufsverbot für Tabakwaren in niederländischen Supermärkten die verstärkten Grenzübertritte beim Einkauf dieser Produkte.
Zeitgleich nimmt auch das Volumen unversteuerter Tabakwaren sowohl in Frankreich als auch den Niederlanden deutlich zu – dort liegt laut Schätzungen mittlerweile ein Anteil illegal konsumierter Zigaretten von bis zu knapp vierzig Prozent (Frankreich) beziehungsweise etwa fünfundvierzig Prozent (Niederlande) vor; dies verursacht erhebliche Steuerausfälle.
Erfolgreiche moderate deutsche Steuerpolitik
Bisher verfolgt Deutschland eine Strategie moderater Anpassungen bei Tabaksteuern – ein Ansatz, welcher Ausweichreaktionen begrenzt sowie stabile Staatseinnahmen gewährleistet und gleichzeitig gesundheitspolitische Ziele unterstützt. Diese ausgewogene Linie könnte jedoch durch geplante Reformvorhaben seitens der Europäischen Union gefährdet sein.
EU plant massive Erhöhungen bei Mindeststeuersätzen
Laut aktuellen Vorschlägen will die EU-Kommission ab dem Jahr 2028 drastisch höhere Mindeststeuersätze für alle Arten von Tabakprodukten einführen mit dem Ziel einer Reduktion des Raucheranteils innerhalb Europas bis zum Jahr 2040 auf lediglich fünf Prozent.
Demnach sollen beispielsweise die Mindeststeuerbelastungen für klassische Zigaretten um fast das Zweieinhalbfache (+139 %) steigen; noch stärker betroffen wäre Feinschnitttabak mit einem geplanten Anstieg um mehr als das Dreifache (+258 %). Für Zigarren sowie Zigarillos sind sogar Aufschläge jenseits von tausend Prozent vorgesehen.
Darüber hinaus sollen künftig auch neue Produktgruppen wie erhitzte Tabakerzeugnisse („Tabakerhitzer“), E-Zigaretten sowie Nikotinbeutel steuerlich erfasst werden.
Nach Einschätzung des BVTE würden diese Maßnahmen deutliche Preissprünge nach sich ziehen – so würde beispielsweise eine Schachtel mit zwanzig klassischen Zigaretten statt bisher rund acht Komma fünfzehn nunmehr circa zwölf Komma fünfzig Euro kosten; ebenso würde ein Vierzig-Gramm-Päckchen Feinschnitttabak nahezu verdoppelt teurer werden (von zehn auf achtzehn Euro).
„Solche abrupten Steuerschocks gefährden nicht nur gesundheitspolitische Bemühungen,“ warnt Jan Mücke eindringlich,
„sondern fördern vorrangig illegale Handelsaktivitäten.“ Zudem führe dies zu erheblichen Marktstörungen sowie Einbußen bei staatlichen Einnahmen und stärke kriminelle Netzwerke nachhaltig – Erfahrungen aus Ländern wie Frankreich, Irland oder den Niederlanden bestätigen diesen Zusammenhang sehr deutlich.
Ansprechpartner für weitere Informationen:
Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE)
Jan Mücke
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