In Deutschland zeigen viele Unternehmen eine kritische Sicht auf ihre gegenwärtige Geschäftslage, doch für das kommende Jahr scheint sich ein positiver Trend abzuzeichnen. Laut einer Umfrage des Kreditversicherers Coface erwarten 10 von 12 Branchen im Jahr 2026 eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse. Der größte Risikofaktor bleibt die politische Unsicherheit, die vor allem durch die unvorhersehbare Handelspolitik der USA bedingt ist.
Im Jahr 2025 berichten 33 Prozent der befragten deutschen Firmen von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage im Vergleich zu 2024, während lediglich 16 Prozent eine positive Entwicklung feststellen können. Dies führt zu einem Saldo von -17 Punkten – ein deutlich optimistischeres Bild als die -39 Punkte aus der Vorjahresumfrage. Besonders besorgt äußern sich Unternehmen aus der Papier- und Verpackungsindustrie (-50 Punkte) sowie dem Transportsektor (-47 Punkte). „Die Papierbranche ist stark energieabhängig. Trotz gesunkener Strom- und Energiepreise bleiben die Kosten bei verhaltener Nachfrage hoch. Die Transportwirtschaft leidet weiterhin unter den Auswirkungen der industriellen Rezession und dem anhaltenden Rückgang des Konsums“, erklärt Christiane von Berg, Volkswirtin bei Coface.
Hoffnung auf staatliche Impulse
Für das Jahr 2026 zeigt sich jedoch vorsichtiger Optimismus: Rund 32 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem Aufschwung, während nur 16 Prozent einen Rückgang erwarten. Etwa die Hälfte (52 Prozent) geht davon aus, dass sich die Bedingungen nicht ändern werden – nach zwei Jahren wirtschaftlicher Stagnation und Rezession. Dieser Stimmungswechsel wird hauptsächlich durch erwartete fiskalische Anreize gefördert, darunter erhöhte staatliche Ausgaben für Verteidigung, Infrastrukturprojekte sowie Klimaschutzmaßnahmen sowie geplante steuerliche Erleichterungen für Unternehmensinvestitionen.
„Dass nach drei Jahren wirtschaftlicher Schwächephase nur etwa mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Unternehmen für das Jahr 2026 lediglich stabile Verhältnisse erwarten zeigt deutlich wie fragil dieser Optimismus ist“, sagt Christiane von Berg weiter. „Frühindikatoren wie beispielsweise der ifo Geschäftsklimaindex bestätigen diese Einschätzung: Während Erwartungen an zukünftige Entwicklungen steigen, bleibt das Urteil über den aktuellen Zustand kritisch.“ Besonders bemerkenswert ist dabei der Stimmungsumschwung in der Transportbranche: Hier rechnen bereits35 Prozent mit einer besseren Geschäftslage; nur vier Prozent gehen von einem Rückgang aus. Auch im Groß- und Einzelhandel sowie in Bauwirtschaft wächst das Vertrauen in kommende Entwicklungen dank steigender Reallöhne und eines günstigeren Zinsumfelds.
Politische Unsicherheit bleibt Haupt-Risikofaktor
Laut aktueller Umfrage gelten „Politische Unsicherheit“ (27%), „Schwache Binnennachfrage“ (ebenfalls 27%) sowie „Standortprobleme in Deutschland“ (25%) als größte wirtschaftliche Risiken. Bereits im Vorjahr wurde politische Unsicherheit als zentrales Risiko identifiziert – allerdings unter anderen Voraussetzungen: „Im letzten Jahr war dies wahrscheinlich auf den verwirrenden Kommunikationsstil seitens deutscher Regierungsstellen zurückzuführen“, erläutert Christiane von Berg weiter.“ Im Gegensatz dazu sind es nunmehr vor allem Sorgen um unberechenbare US-Handelspolitik geprägt durch plötzliche Kurswechsel.”
Trotzdem bewerten deutsche Firmen weiterhin hochgradig Risiken am eigenen Wirtschaftsstandort: Hohe Produktionskosten gepaart mit Bürokratie und Steuerlasten dämpfen Wettbewerbsfähigkeit erheblich; gleichzeitig hat jedoch Fachkräftemangel angesichts steigender Arbeitslosenzahlen an Dringlichkeit verloren . Selbst sinkende Nachfrage seitens Chinas sorgt kaum noch für Besorgnis – war China bis zum Jahre 2020 noch Deutschlands zweitgrößter Exportpartner so fiel es bis zum Jahre 2024 auf Platz fünf zurück.
Überblick zur Umfrage
Die neunte Ausgabe dieser Coface-Studie über Zahlungserfahrungen deutscher Unternehmen fand zwischen Mai und Juni des Jahres 2025 statt; insgesamt nahmen daran 847 Firmen unterschiedlichster Branchen teil.
Detaillierte Ergebnisse dieser Studie samt weiterer Grafiken finden Sie unter www.coface.de
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