Wie sollte man am besten mit Waschbären umgehen? Diese Frage wurde am Donnerstag, dem 11. September, von Klaus Hoher, dem Sprecher für Natur-, Artenschutz- und Jagdpolitik der FDP/DVP-Fraktion, in einem Webtalk erörtert. Zu den Gesprächspartnern gehörten Dr. Dorian D. Dörge vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Christian Fiderer von der Wildforschungsstelle des Landes sowie Ulrich Pfeffer, Stadtjäger und Präsident des Verbands für urbanes Wildtiermanagement e.V.
Dr. Dorian D. Dörge wies darauf hin, dass es viele Mythen und Fehlinformationen über Waschbären gibt: „Es wird oft behauptet, dass die Jagd auf Waschbären zu einer erhöhten Fortpflanzung führt – das ist eine völlige Fehlinterpretation einer 35 Jahre alten Studie aus den USA.“ Auch die Vorstellung eines ‚Matriarchats‘ bei Waschbären sei unbegründet und werde häufig unkritisch von Medien verbreitet. Solche falschen Informationen behindern notwendige Schutzmaßnahmen und gefährden einheimische Arten: „Wir beobachten einen dramatischen Rückgang sensibler Arten in Gebieten mit hoher Waschbärpopulation.“ Zudem betrachten viele Menschen den Waschbär als besonders niedlich; dies erschwert wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zur Kontrolle seiner Population erheblich: „Der gesetzliche Artenschutz muss konsequent umgesetzt werden; wir dürfen ihn nicht zugunsten eines einseitigen Fokus auf charismatische Tiere vernachlässigen,“ forderte Dr. Dörge weiter.
Dr. Christian Fiderer erläuterte die Situation des Waschbären in Baden-Württemberg: „Ursprünglich stammt der Waschbär aus Nordamerika; er wurde zur Pelzgewinnung nach Europa eingeführt.“ Laut Naturschutzgesetz wird er als invasive Art eingestuft und hat sich vor allem im Nordosten Deutschlands stark verbreitet: „Die genauen Zahlen sind schwer zu bestimmen; jedoch zeigt die Jagdstatistik einen klaren Anstieg – im Jagdjahr 2022/23 wurden landesweit 6.322 Exemplare geschossen; im Jahr darauf waren es bereits 9.174.“ Besonders betroffen sind ländliche Regionen wie Ostalbkreis oder Rems-Murr-Kreis: „Im ländlichen Raum sollte der Schutz der Biodiversität durch gezielte Bejagung gefördert werden; in städtischen Gebieten hingegen setzen wir zunächst auf Präventionsmaßnahmen,“ erklärte Fiderer weiter.
Ulrich Pfeffer berichtete von seinen Erfahrungen als Stadtjäger: „Die rapide Zunahme an Waschbären stellt eine ernsthafte Bedrohung für unsere heimische Tierwelt dar.“ In Siedlungsgebieten komme es immer häufiger zu Konflikten zwischen Mensch und Tier – etwa wenn sich Waschbären Zugang zu Häusern verschaffen oder Schäden verursachen: „Die aktuelle Gesetzgebung hindert uns daran effektiv einzugreifen,“ so Pfeffer weiter.
„Wir benötigen mehr Unterstützung bei unserer Arbeit sowie weniger bürokratische Hürden.“
Klaus Hoher kritisierte schließlich die Untätigkeit der Landesregierung bezüglich des Umgangs mit dem invasiven Tier: „Der Schutzstatus des Waschrbaers steht über dem anderer bedrohter Arten wie Amphibien oder Singvögel.“ Die Umsetzung notwendiger Managementmaßnahmen sei bisher gescheitert – auch weil man nicht ausreichend über das Problem aufgeklärt habe:
„Um langfristig erfolgreich sein zu können brauchen wir eine moderne Gesetzgebung sowie rechtliche Sicherheit für Stadtjäger.“
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Dr. Jan Havlik
Pressesprecher der FDP-Landtagsfraktion BW
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