Die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, äußert sich zu dem von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken beim Deutschen Apothekertag vorgestellten Plan zur Reform der Apotheken:
„Es ist erfreulich, dass die Ministerin gestern auf dem Apothekertag deutlich erklärt hat, dass das Fixum für verschreibungspflichtige Medikamente nicht erhöht wird. Das Ministerium hat erkannt, dass es derzeit keine finanziellen Spielräume in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt, um den von den Apothekerinnen und Apothekern geforderten Anstieg des Festzuschlags zu realisieren. Eine Erhöhung auf 9,50 Euro würde zusätzliche Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro für die GKV verursachen – ein Betrag, den die GKV nicht zur Verfügung hat.
Um ein flächendeckendes Netz an Apotheken aufrechtzuerhalten, sollen hohe Zuschläge festgelegt werden. Die Angemessenheit dieser Verdopplung ist jedoch fraglich. Es lässt sich nicht allein mit mehr Geld eine umfassende Versorgung sicherstellen. Die geplante Bedarfsplanung light erweist sich als umständlich und wenig zielführend; stattdessen sollte der Fokus auf einer Flexibilisierung der Strukturen liegen. Auch hierzu sind bereits Ansätze formuliert worden. Bei der angekündigten Aufhebung des Skonti-Verbots besteht zudem die Gefahr, dass neue Kosten für die GKV entstehen könnten und gleichzeitig die Ungleichheit zwischen einkommensstarken und -schwachen Apotheken zunimmt.
Positiv hervorzuheben ist jedoch die geplante Umstellung auf eine Direktabrechnung für pharmazeutische Dienstleistungen in Zukunft. Derzeit zahlen Krankenkassen jedes Quartal etwa 40 Millionen Euro in einen speziellen Fonds für diese Dienstleistungen ein; mittlerweile sind dort rund eine halbe Milliarde Euro ungenutzt geblieben – Gelder aus der Solidargemeinschaft, deren Verwendung durch Apotheker offenbar fehlt – weshalb hier dringend eine kurzfristige Anpassung erforderlich ist.
Grundsätzlich begrüßen wir auch strukturelle Anpassungen wie Erleichterungen bei Zweigapotheken sowie Möglichkeiten zur Zentralisierung der Rezepturherstellung und Aufwertung des PTA-Berufs durch neue Weiterbildungsmöglichkeiten. Ob es allerdings notwendig ist, chronisch kranke Patientinnen und Patienten mit verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Arztkontakt zu versorgen bleibt angesichts bestehender Optionen zur Wiederholungsverordnung fraglich; zudem sollte vermieden werden, einen OTC-Status durch Hintertüren einzuführen.
Bei vielen von Bundesgesundheitsministerin angekündigten Reformmaßnahmen muss unbedingt auch das Kostenproblem berücksichtigt werden – denn viele dieser Maßnahmen lassen sich nicht kostenneutral umsetzen. Wenn beispielsweise künftig verstärkt Präventionsangebote seitens der Apotheken gefordert werden sollten , muss geklärt sein , wie diese finanziert werden können und welche Effizienz sie haben . Redundante Strukturen gilt es dabei zu vermeiden.“
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