„Mein Kopf gehört mir: Strategien zur Verteidigung der offenen Gesellschaft“ ist der Titel der neuesten Ausgabe von „bruno.“. Das aktuelle Jahresmagazin der Giordano-Bruno-Stiftung widmet sich den Herausforderungen, die durch gefährliche Identitätspolitiken von Persönlichkeiten wie Putin, Trump und Erdogan entstehen. Es wird untersucht, ob die von der Stiftung propagierte „Leitkultur Humanismus und Aufklärung“ noch relevant ist.
Das Magazin spannt einen weiten historischen Bogen in seiner Analyse dieser Themen. In einem Gastbeitrag über Giordano Bruno, der vor 425 Jahren wegen seiner kritischen Haltung zur Religion verbrannt wurde, beleuchtet Historiker Volker Reinhardt das wiederkehrende Muster identitärer Ansprüche auf die „eigene Gruppe“ und die damit verbundene Ausgrenzung von Andersdenkenden. Der Autor des gefeierten Buches über Bruno beschreibt eine Praxis, bei der Menschen entweder als Teil einer Gemeinschaft akzeptiert oder an den moralischen Pranger gestellt werden – ein Umstand, den Bruno als schreckliches Déjà-vu erlebt hätte.
Die dramatischen Folgen solcher identitären Ausschlussstrategien spüren insbesondere jene Personen am eigenen Leib, die mutig genug sind, den „Politischen Islam“ zu kritisieren. Warum setzen sie sich solchen Risiken aus? Und warum sind unter diesen Kritikern so viele Frauen vertreten? Florian Chefai (Leiter des Hans-Albert-Instituts) geht diesen Fragen nach und skizziert das Leben vierer Kritikerinnen des Islamismus (Seyran Ates, Necla Kelek, Lale Akgün und Zeinab Herz), die im vergangenen Jahr an der Gründung des „Arbeitskreises Politischer Islam“ (AK Polis) beteiligt waren.
Der Artikel mit dem Titel „Mein Kopf gehört mir!“ beschäftigt sich gezielt mit dem Hauptthema dieser Ausgabe. Anhand des Beispiels eines Berliner Grundschullehrers namens Oziel Inácio-Stech zeigt er auf tragische Weise auf, wie Homosexualität in Schulen diskriminiert wird – ein Zustand unterstützt durch unzureichende Hilfe seitens öffentlicher Institutionen. Dies wirft grundlegende Fragen darüber auf, was im Bildungssystem falsch läuft und welche Änderungen notwendig wären um Kinder besser für das Leben in einer offenen Gesellschaft vorzubereiten.
Blick zurück nach vorn
Das Interview mit Michael Schmidt-Salomon unter dem Titel „Ist der Humanismus noch zu retten?“ verdeutlicht eindrucksvoll: Die Entwicklung einer weltoffenen Sichtweise ist keineswegs selbstverständlich. Der Philosoph deckt biologische sowie soziokulturelle Hintergründe auf; diese erleichtern es Populisten weltweit oft erheblich ihre religiös-nationalistischen Ideologien gegen das Konzept einer EINEN Menschheit auszuspielen. Anlass für dieses Gespräch war das 20-jährige Jubiläum seines Buches „Manifest des evolutionären Humanismus“. Dieses Werk legte 2005 mit seinem selbstbewussten Untertitel „Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur“ das philosophische Fundament für die Arbeit der Giordano-Bruno-Stiftung – doch kann dieser Anspruch angesichts erstarkender nationalistischer Strömungen weiterhin gehalten werden?
Einen Monat nach Erscheinen dieses Manifests trat auch die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) an die Öffentlichkeit im November 2005. Der Artikel „Auf dem Weg in eine säkulare Gesellschaft“ zeichnet den Verlauf dieser Forschungsgruppe unter Carsten Frerk nach; er hebt den dramatischen Säkularisierungsprozess innerhalb von zwei Jahrzehnten hervor und erläutert warum deren empirische Daten sowohl für den Erfolg der Stiftung als auch für Argumente des Zentralrats konfessionsfreier wichtig sind.
Zu Ehren ihres 20-jährigen Bestehens findet am 25.Oktober eine hochkarätige Tagung in Berlin statt – Teilnahme inklusive Catering kostenlos jedoch nur mit vorheriger Anmeldung möglich aufgrund begrenzter Plätze.
bruno2025 digital sowie gedruckt
Wie bereits zuvor enthält auch diese Ausgabe von bruno eine Chronik wichtiger Ereignisse zusammengestellt durch gbs-Geschäftsführerin Elke Held sowie einen Überblick über Stiftungsfinanzen aus dem letzten Jahr.
Das neue Jahresmagazin umfasst insgesamt 80 Seiten wurde erneut gemäß dem Cradle-to-Cradle-Konzept gedruckt; es wird kostenfrei verteilt – etwa 7’000 Exemplare gehen direkt an Abonnenten.
Ab sofort steht zudem ein digitales PDF-Dokument zum Download bereit.
(Interessierte können ab dem sechsten Oktober kostenlos ein Exemplar bestellen wenn sie nicht bereits abonniert haben; hierzu gibt es ab diesem Datum ein entsprechendes Webformular.) Die früheren Ausgaben bleiben ebenfalls online verfügbar.
Anstehende Veranstaltungen zum Schwerpunktthema
Nächste Woche finden gleich drei bedeutende Veranstaltungen statt: Das Kortizes-Symposium “Identität im Wandel” vom dritten bis fünften Oktober in Nürnberg; fowid-Tagung “Auf dem Weg zur säkularen Gesellschaft” am fünfundzwanzigsten Oktober sowie schließlich das Philo.Live!-Festival vom vierzehnten bis sechzehnten November u.a.mit Juli Zeh , Peter Sloterdijk , Sönke Neitzel , Bernd Stegemann , Michel Friedman , Ricarda Lang , Sahra Wagenknecht & Bernhard Schlink .
Pressekontakt:
Elke Held / Dr.Dr.h.c.Michael Schmidt-Salomon,
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