Der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg äußert sich zur Einführung der verpflichtenden Nutzung der Elektronischen Patientenakte (ePA) mit grundsätzlichem Lob, aber auch deutlicher Kritik am System.
Die Co-Vorsitzende Sandra Blumenthal erklärte am Mittwoch im rbb24 Inforadio: „Ich stehe hinter dem Konzept“. Bedauerlicherweise seien jedoch die anfänglichen Probleme bis heute nicht gelöst: „Zum Beispiel dauert es immer noch recht lange, einen Befund hochzuladen oder anzusehen.“ Dies liege an der Telematik-Infrastruktur, so die Allgemeinärztin aus Berlin-Wilmersdorf: „Eigentlich sollte ich den Befund in zwei Sekunden einsehen können, doch momentan dauert es 30 Sekunden. Das ist in der Erkältungssaison ziemlich lang.“ Zudem müsse man von einem „Dokumentenchaos“ sprechen: „Es gibt noch keine vernünftige Suchfunktion in der ePA. Die Frage ist: Wie finde ich unter all den Dokumenten die für mich relevanten medizinischen Informationen?“
Blumenthal fasste zusammen: „Ich bin vom Konzept überzeugt, aber leider nicht wirklich von dessen Umsetzung.“ Ein weiteres Problem sei das mangelnde Wissen der Patienten über die ePA: „Man geht davon aus, dass nur jeder zehnte Patient weiß, wie man mit der ePA umgeht.“ Es sei wichtig, dass Krankenkassen ihre Versicherten schulen: „Viele wissen gar nicht, dass sie einen Freischaltcode benötigen und ihre Akte verwalten dürfen und sollen“, erläuterte Blumenthal.
Ab dem 1. Oktober wird die Elektronische Patientenakte Pflicht sein. Ärztinnen und Ärzte müssen darin neue Diagnosen und Befunde speichern. Dies soll den Austausch zwischen Praxen, Kliniken und Apotheken erleichtern.
Die ePA wird von den Krankenkassen bereitgestellt. Versicherte können entscheiden, welche Ärzte welche Daten einsehen dürfen; sie haben jedoch auch das Recht abzulehnen.
Das Interview können Sie hier anhören: https://ots.de/G7AGO9
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