In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich die gesellschaftlichen Überzeugungen in Deutschland drastisch gewandelt: Das Land wird mittlerweile als „säkular“ bezeichnet. Doch was bedeutet das konkret und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer bedeutenden Konferenz, die am 25. Oktober anlässlich des 20-jährigen Bestehens der „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid) in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin stattfindet.
Über einen Zeitraum von 100 Jahren (von 1871 bis 1971) waren mehr als 90 Prozent der Deutschen Mitglieder einer Kirche. Danach begann ein deutlicher Trend zur Säkularisierung, sodass heute mehr Menschen ohne religiöse Zugehörigkeit (47 Prozent) leben als Katholiken und Protestanten zusammen (45 Prozent). Zudem hat die Religionspraxis unter den verbleibenden Gläubigen erheblich abgenommen: Nur noch fünf Prozent der Bevölkerung besuchen regelmäßig Gottesdienste, während beeindruckende 95 Prozent religiösen Zeremonien fernbleiben.
Die „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid), gegründet im Jahr 2005 von der Giordano-Bruno-Stiftung unter Leitung des Sozialwissenschaftlers Carsten Frerk, hat frühzeitig auf die wachsende Religionsferne innerhalb der deutschen Gesellschaft hingewiesen und diese analysiert. Zunächst wurde diese Einschätzung skeptisch betrachtet; mittlerweile wird sie jedoch auch von kirchlichen Institutionen anerkannt, wie etwa durch die Ergebnisse der „6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung“ (KMU 6).
Ursachen und Auswirkungen des Säkularisierungsprozesses
Die empirischen Daten sind eindeutig – doch welche Faktoren treiben den Prozess voran, insbesondere in Deutschland und Westeuropa? Welche Folgen bringt er mit sich? Sind deutsche Kirchen tatsächlich nur noch „absterbende kulturelle Phänomene“, wie es Michael Schmidt-Salomon von gbs provokant formulierte? Oder könnte eine Re-Sakralisierung politischer Strukturen – wie sie beispielsweise in Russland oder den USA zu beobachten ist – zu einem Wiederaufleben religiöser Praktiken führen? Welche Veränderungen könnten sich für Politik und Gesellschaft ergeben, wenn ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr an Religion gebunden ist? Und wie wird das Verhältnis zwischen Staat und Kirche aussehen?
Diese Fragen werden auf dem fowid-Kongress von namhaften Fachleuten diskutiert, darunter sowohl gläubige als auch konfessionsfreie Experten. Geplant sind Vorträge unter anderem von Prof. Dr. Heiner Bielefeldt (Theologe sowie ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit), Dr. Carsten Frerk selbst sowie weiteren renommierten Wissenschaftlern.
Anschließend werden politische Implikationen des Säkularisierungsprozesses erörtert; dazu gehören Prälatin Dr. Anne Gidion (EKD), Kathrin Michel MdB sowie Vertreter verschiedener Parteien wie SPD oder CDU mit Videobotschaften aus dem Bundestag beteiligt sein werden.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen! Die Teilnahme an dieser Veranstaltung inklusive Verpflegung ist kostenlos; eine Anmeldung über die Website fowid-tagung.de ist jedoch erforderlich. Weitere Informationen finden Sie im Programmflyer, ebenso auf unserer Tagungs-Website.
Pressekontakt:
<pElke Held / Dr. Dr.h.c.Michael Schmidt-Salomon,
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