André Wüstner, der Oberst und Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, hält eine Diskussion über Sicherheitsgarantien sowie die Möglichkeit einer Friedenstruppe in der Ukraine momentan für verfrüht. Er betont, dass solche Einsätze ohne eine klare Strategie und Abstimmung mit den Partnern keinen Sinn ergeben würden. Vorab müssten Zielsetzungen, Mittel und rechtliche Rahmenbedingungen festgelegt werden. In einem Interview mit phoenix äußerte er: „All diese Fragen müssen im Voraus geklärt werden; wir stehen nicht einmal am Anfang, sondern müssen grundlegende Aspekte besprechen. Eine wichtige Voraussetzung ist zudem Putins Zustimmung zu einer Entsendung. Daher betone ich: Die Debatte kommt zu früh.“ Ohne vorherige Definition der Rahmenbedingungen nütze diese Diskussion lediglich Putin: „Er rüstet weiter auf und rekrutiert neue Kräfte, während wir darauf hoffen, dass morgen alles vorbei ist.“
Wüstner hob außerdem hervor, dass es ohne Unterstützung aus den USA unmöglich sei, „irgendetwas abzusichern“. Dennoch müsse Deutschland mehr denn je seine Rolle und Verantwortung in der internationalen Gemeinschaft reflektieren. Verteidigungsminister Boris Pistorius stehe vor der Herausforderung, die Bundeswehr gemäß Merz‘ Plan zur stärksten konventionellen Armee Europas auszubauen. Obwohl in den letzten Jahren bereits Fortschritte erzielt wurden, bleibe noch viel zu tun. „Wir müssen jetzt schnell personell und materiell umsetzen was die Politik zumindest angekündigt hat. Ich sehe hier nach wie vor zu wenig Tempo; wir müssen zügiger werden“, so Wüstner weiter. Europa müsse auch wieder verstärkt an seiner Sicherheitsarchitektur arbeiten. Sollte die Bundeswehr nicht genügend Personal gewinnen – was derzeit nicht erkennbar sei – werde man auch über eine allgemeine Wehrpflicht nachdenken müssen.
Das Treffen europäischer Vertreter mit US-Präsident Donald Trump bewertet er insgesamt positiv: „Ich möchte das Glas als halb voll betrachten – unabhängig davon wie Russland sich in den kommenden Tagen oder Wochen äußern wird.“ Allerdings erwartet er nicht viel von zukünftigen Entwicklungen: „Ja, es ist gut miteinander zu kommunizieren; jedoch sind die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass Putin nahezu alles ablehnt was bisher diskutiert wurde – Stichwort Waffenstillstand oder Friedensverhandlungen – ich halte es für äußerst schwierig Fortschritte in den nächsten Jahren zu erzielen.“ Wir sollten uns darauf einstellen weiterhin Unterstützung für die Ukraine leisten zu müssen.
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