- Venture-Capital-Geschäftsklimaampel springt mit minus 18,8 Punkten wieder auf rot
- Schnelle Erholung der Geschäftslage nicht in Sicht
- Entwicklung der Investitionstätigkeit bleibt positiv
Die weltpolitischen Verstimmungen haben für einen unerwarteten und deutlichen Stimmungsknick bei Investoren am deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) gesorgt. Im zweiten Quartal 2025 verlor der Indikator für das VC-Geschäftsklima 17 Zähler. Damit sank der Geschäftsklimaindikator deutlich auf minus 18,8 Punkte, wobei die Nulllinie den langjährigen Durchschnitt markiert.
Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage und die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate verschlechterten sich signifikant. Der geringe Abstand zwischen den beiden Indikatoren deutet darauf hin: Eine schnelle Erholung der Geschäftslage ist nicht in Sicht. Das ergab das von KfW Research, dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und dem Deutsche Börse Venture Network quartalsweise erstellte Barometer zur Stimmung von Venture-Capital-Investoren in Deutschland.
„Die weltpolitischen Ereignisse haben eine hohe Unsicherheit mit sich gebracht“, sagte Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Geschäftsklima zum Sommerbeginn deutlich einknickte.“
Das Fundraising-Klima brach im ersten Halbjahr 2025 deutlich ein. Zuvor hatte es sich weitgehend erholt und Ende 2024 erstmals wieder einen positiven Indikatorwert erreicht. Demnach wurde es für Investoren schwerer, neues Kapital einzusammeln.
Eine ähnliche Entwicklung ist beim Exit-Klima zu beobachten: Dieses verschlechterte sich im zweiten Quartal 2025 ebenfalls stark und sackte um 21,7 Zähler ab. Das Vertrauen der Wagniskapitalgeber in die Möglichkeit, ihre Beteiligungen profitabel wieder abzugeben, ist damit gesunken.
Für einen Lichtblick sorgt die Investorentätigkeit auf dem deutschen VC-Markt: Sie zeigte sich im zweiten Quartal 2025 robust. Das Volumen der Deals bleibt stabil, wobei das Dealvolumen insgesamt steigt. Obwohl sich bei den anderen Indikatoren die Erwartungen massiv eintrübten, bleibt der Blick auf die Investorentätigkeit überdurchschnittlich optimistisch.
„Anders als es die Stimmungsentwicklung suggeriert, entwickelte sich die Investitionstätigkeit tatsächlich positiv. Attraktive Investitionsgelegenheiten scheinen nach wie vor gegeben, werden von vielen Investoren angesichts der hohen Unsicherheit aber als zu teuer wahrgenommen“, sagte Schumacher. „Was wir jetzt benötigen, sowohl national wie international, ist eine verlässliche Wirtschaftspolitik. Sie würde die Lage beruhigen und das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückgewinnen.“
Ulrike Hinrichs, BVK-Vorstandssprecherin, kommentiert: „Venture-Capital-Investoren scheinen sensibilisiert zu sein für die weltpolitischen Unsicherheiten und die VC-spezifischen Probleme im Kapitalmarkt. Es bleibt jedoch die begründete Hoffnung, dass die Stimmung bis zum Jahresende wieder in Richtung Erholung umschwenkt. Das Interesse internationaler Anleger an Europa nimmt zu, wodurch zusätzliches Kapital hierher gelenkt wird.“
Hinweis: Die KfW berechnet das German-Venture-Capital-Barometer vierteljährlich zusammen mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und dem Deutsche Börse Venture Network (DBVN) exklusiv für das Handelsblatt. Ausführliche Analysen mit Datentabellen und Grafiken zur Entwicklung des Geschäftsklimas im Venture-Capital- und Private-Equity-Segment sind unter www.kfw.de/gpeb abrufbar.
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