Ein 163-seitiger Bericht der Trump-Regierung, der am 30. Juli veröffentlicht wurde und als „Fahrplan“ zur Positionierung der USA als „Krypto-Hauptstadt der Welt“ präsentiert wird, enthält weitreichende Vorschläge zu Regulierung, Besteuerung und Marktstruktur. Doch für Marktbeobachter, die Klarheit über den Umfang der staatlichen Bitcoin-Bestände oder mögliche zukünftige Käufe erwarteten, bot das Dokument vor allem eines: Schweigen.
Breite Regulierungsvorschläge – aber kaum Details zur Bitcoin-Reserve
Der Bericht, der laut weißem Haus als umfassendste digitale Bestandsaufnahme auf Bundesebene gilt, empfiehlt unter anderem:
- dem US-Kongress die Übertragung der Spotmarkt-Aufsicht an die Commodity Futures Trading Commission (CFTC),
- die Einführung regulatorischer Sandkästen durch die Securities and Exchange Commission (SEC),
- sowie eine deutliche Ablehnung einer staatlichen Zentralbankwährung (CBDC).
Nach über 160 Seiten detaillierter regulatorischer Empfehlungen taucht die „Bitcoin Strategic Reserve“ (SBR) nur in einem einzigen Abschnitt auf – zusammengefasst unter dem Titel „Cementing US Leadership through the Bitcoin Strategic Reserve and US Digital Asset Stockpile“.
The new report from President Trump’s Digital Asset Group did not address a bitcoin strategic reserve
But I asked @BoHines for an update anyways 👀👇 pic.twitter.com/9HYb71a3rP
— Jacquelyn Melinek (@jacqmelinek) July 30, 2025
Dort wird lediglich auf zwei frühere Executive Orders (Nr. 14178 vom 23. Januar und Nr. 14233 vom 6. März) verwiesen, die das US-Finanzministerium anweisen, eine Bitcoin-Reserve aufzubauen, gespeist aus beschlagnahmten Krypto-Vermögenswerten. Darüber hinaus soll der Erwerb weiterer BTC „haushaltsneutral“ erfolgen. Der Bericht betont, dass diese Reserven „nicht verkauft werden“ und als dauerhafte staatliche Rücklagen fungieren sollen.
Regierungsvertreter bestätigen Existenz – verweigern aber Details
Kurz nach Veröffentlichung äußerte sich Bo Hines, Exekutivdirektor des President’s Council of Advisers on Digital Assets, in der Sendung „Crypto in America“. Auf die Frage nach dem Status der Reserve sagte Hines:
„Nun, wir haben sie. Sie wurde per Executive Order eingerichtet.“
Gleichzeitig wies Hines auf logistische Herausforderungen hin:
„Man muss die Infrastruktur aufbauen. Man muss sicherstellen, dass alles rechtlich und technisch sauber umgesetzt ist.“
Doch trotz dieser Beteuerungen wächst innerhalb der Bitcoin-Community die Unzufriedenheit über die anhaltende Intransparenz. Auf die direkte Frage, wie viele BTC der Staat derzeit hält, wich Hines aus: „Darüber kann ich aktuell nicht sprechen.“ Ob die Information jemals öffentlich wird, ließ er offen. Stattdessen betonte er: „Wir wollen so viel wie möglich besitzen.“
Spekulation über reale BTC-Bestände
Diese Zurückhaltung hat Spekulationen ausgelöst. Der Makroanalyst MacroScope, der den Bericht im Vorfeld für institutionelle Investoren eingeordnet hatte, sagte: „Der Umstand, dass monatelang keine Offenlegung erfolgt, deutet darauf hin, dass die tatsächliche Bestandsgröße politisch sensibel ist.“ Eine mögliche Erklärung sei, dass frühere Verkäufe unter der Biden-Regierung die Reserven stark dezimiert hätten.
Auch konkrete Strategien zur haushaltsneutralen Akkumulation blieben im Bericht unerwähnt. Beobachter hatten mit Informationen zu Mechanismen wie Staatsanleihen-Tokenisierung oder Swap-Vereinbarungen gerechnet – vergeblich.
Zwar bekräftigte Hines erneut die ideologische Unterstützung der US-Regierung für Bitcoin – man sehe BTC als „einzigartig“ an und glaube „an Akkumulation auf haushaltsneutrale Weise“. Doch ohne belastbare Zahlen oder Strategien bleiben diese Aussagen vage und unbefriedigend.
Für institutionelle Investoren könnte die tatsächliche Umsetzung einer staatlichen Bitcoin-Reserve zum Wendepunkt werden. Analyst MacroScope fasste es so zusammen: „Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, könnte es für viele ein Karriere-definierender Trade sein.“