Die Kryptomärkte erleben einen massiven Volatilitätsschub, nachdem US-Präsident Donald Trump den Konflikt mit der Federal Reserve verschärft hat. Sein Versuch, Fed-Gouverneurin Lisa Cook zu entlassen, und die zunehmende Konfrontation mit Fed-Chef Jerome Powell haben das Vertrauen der Investoren erschüttert.
Noch wenige Tage zuvor hatten Märkte positiv auf Powells vorsichtige, aber dovishe Signale in Jackson Hole reagiert. Powell stellte eine Lockerung der restriktiven Geldpolitik in Aussicht – ein Hoffnungsschimmer für Aktien und Krypto. Doch Trumps aggressives Drängen auf sofortige Zinssenkungen und sein Angriff auf die institutionelle Unabhängigkeit der Fed ließen diese Euphorie abrupt verpuffen.
Bitcoin und Ethereum im Abwärtsstrudel
Die Folgen für Krypto-Assets waren unmittelbar:
- Bitcoin (BTC), der nach Powells Rede noch über 117.000 USD gestiegen war, stürzte binnen Stunden auf unter 111.000 USD. Damit liegt BTC rund 12 % unter dem Allzeithoch von Mitte August.
- Ethereum (ETH) verlor über Nacht mehr als 5 % und fiel auf etwa 4.200 USD.
- Auch andere große Coins wie Solana (SOL), XRP und Dogecoin (DOGE) gaben kräftig nach.
Insgesamt schrumpfte die Marktkapitalisierung des Kryptomarktes um 2,48 % auf 3,79 Billionen USD, während das Handelsvolumen um 67 % auf 220 Mrd. USD explodierte – ein klares Zeichen hektischer Umschichtungen. Rund 900 Mio. USD an gehebelten Positionen wurden innerhalb von 24 Stunden liquidiert.
Kapitalflüsse spiegeln Stimmungswechsel
Die ETF-Ströme verdeutlichen den aktuellen Bruch:
- US-Spot-Bitcoin-ETFs meldeten am Freitag 23 Mio. USD Abflüsse, angeführt vom iShares Bitcoin Trust.
- Spot-Ethereum-ETFs hingegen zogen 338 Mio. USD an – ein seltener Divergenzpunkt, der ETH kurzfristig gegenüber BTC stärkt.
Bitcoin-Dominanz fiel auf 57,5 %, während Ethereum leicht auf 14,4 % Marktanteil zulegen konnte.
Auch im Altcoin-Sektor überwogen rote Zahlen: BNB, Cardano (ADA) und TRON (TRX) verloren 3–4 %, Dogecoin fast 5 %. Nur wenige Ausreißer wie HyperLiquid (HYPE) +2,6 % und VeChain (VET) +3,6 % entzogen sich dem Abwärtssog.
Fed-Unabhängigkeit im Fokus – und Bitcoin mittendrin
Analysten warnen, dass politische Eingriffe in die Fed die Märkte weiter destabilisieren könnten. Zwar liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Powell 2025 tatsächlich aus dem Amt gedrängt wird, laut Prognosemärkten nur bei rund 9 %. Doch allein die Unsicherheit über Trumps Vorgehen erhöht Risikoaufschläge.
Langfristig könnte ein von Trump umgestaltetes, expansiveres Fed die Liquidität lockern – ein struktureller Vorteil für Risikoassets wie Bitcoin. Kurzfristig jedoch dominiert die Angst vor institutioneller Instabilität. Für Trader bleiben zentrale Chartzonen entscheidend:
- Unterstützung: $111.000–$112.000 – Rückeroberung nötig, um ein Abrutschen Richtung $100.000 zu vermeiden.
- Widerstand: $117.000 – Rückkehr über diese Marke wäre ein Signal für erneute Stärke.
Bis dahin gilt: politische Schlagzeilen bestimmen die kurzfristige Richtung stärker als On-Chain-Daten oder klassische Indikatoren.