Die Diskussion über einen staatlichen Bitcoin-Reservefonds hat in Japan einen deutlichen Schub bekommen. Samson Mow, CEO von JAN3 und einer der bekanntesten Bitcoin-Lobbyisten weltweit, traf sich in Tokio mit zwei wichtigen Parteiführern: Yuichiro Tamaki, Vorsitzender der Demokratischen Partei für das Volk (DPP), und Sōhei Kamiya, Chef der Sanseitō-Partei.
Mow betonte nach den Gesprächen, dass beide Politiker bereits ein fundiertes Verständnis von Bitcoin hätten und die Diskussionen deshalb zielgerichtet verliefen. Sein Fokus lag auf der „begrenzten Gelegenheit“, in der Nationen große Mengen BTC akkumulieren könnten, um eine Strategic Bitcoin Reserve aufzubauen. Weitere Treffen seien für dieses Jahr geplant.
Politische Vorstöße: Steuerreformen und Souveränitätsdenken
Die Ideen der beiden Parteien sind nicht neu. Kamiya hatte im japanischen Parlament bereits mehrfach gefordert, dass Japan Bitcoin als Reserve hält und gleichzeitig die steuerliche Behandlung reformiert. Seine Sanseitō verfolgt eine klar souveränitätsorientierte Linie, bei der Bitcoin als Instrument zur Absicherung nationaler Unabhängigkeit gesehen wird.
Tamaki wiederum plädiert seit Längerem für Steuererleichterungen: Kapitalerträge aus Bitcoin sollen einheitlich mit 20 % besteuert werden, statt – wie bisher – progressiv mit Sätzen von bis zu über 50 %. Zudem fordert er, kleine Transaktionen sowie Krypto-zu-Krypto-Tauschgeschäfte steuerlich freizustellen. Ziel ist es, Bitcoin im Alltag nutzbarer zu machen und regulatorische Hürden zu senken.
Parallele zur US-Strategie
JAN3 rahmte die Gespräche ausdrücklich geopolitisch. Verweisend auf die USA erinnerte Mow daran, dass die Regierung in Washington im März 2025 per Executive Order ein Strategic Bitcoin Reserve eingerichtet und den „BITCOIN Act“ im Kongress eingebracht hat. Dieser Schritt hat den Druck auf andere große Volkswirtschaften erhöht, eigene Strategien zu entwickeln, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Mow traf sich in Tokio nicht nur mit Oppositionsführern, sondern auch mit wichtigen Akteuren der regierenden Liberaldemokraten (LDP). Besonders hervorzuheben ist das Gespräch mit Satsuki Katayama, Vorsitzende des LDP-Finanzausschusses und Mitglied des Oberhauses. Katayama beschäftigt sich aktiv mit Kapitalmarkt- und Digital-Asset-Politik – ein Signal, dass Bitcoin längst Thema im Zentrum der Regierungsarbeit ist.
Neue Machtverhältnisse nach der Wahl
Die Chancen für konkrete Schritte hängen stark von der politischen Arithmetik ab. Seit der Oberhauswahl vom 20. Juli 2025 haben LDP und ihr Koalitionspartner Komeito ihre Mehrheit verloren. Kleinere Parteien wie DPP und Sanseitō haben deutlich hinzugewonnen:
- DPP: 22 Sitze (drittstärkste Kraft), rund 12,9 % der Stimmen.
- Sanseitō: 15 Sitze, rund 12,6 % der Stimmen.
Damit haben beide Parteien erhebliches Gewicht in einem Parlament, in dem die Regierung nun für jedes Gesetz Mehrheiten neu aushandeln muss. Gerade bei Steuerfragen oder einer möglichen Bitcoin-Reserve verschafft ihnen das Verhandlungsmacht.
Während die Idee einer staatlichen Bitcoin-Reserve in Japan politisch noch Neuland ist, erscheint eine Reform der Krypto-Besteuerung als kurzfristig realistischer Hebel. Sollten DPP und Sanseitō ihre Vorschläge in die laufenden Haushalts- und Finanzdebatten einbringen, könnte sich das regulatorische Umfeld für Bitcoin-Nutzer in Japan bereits in naher Zukunft deutlich verbessern.
Langfristig ist die Debatte um eine nationale Bitcoin-Reserve aber eröffnet – und durch das US-Vorbild sowie die veränderten Machtverhältnisse im Oberhaus plötzlich keine Randdiskussion mehr.