In seiner „Macro Monday“-Livestream-Ausgabe vom 5. August analysierte der bekannte Kryptoanalyst Josh Olszewicz die aktuelle Marktverfassung von Bitcoin. Dabei zeichnete er ein differenziertes Bild: Zwar sei der Kurs in eine Phase saisonaler Schwäche eingetreten, doch deute nichts darauf hin, dass der übergeordnete Bullenzyklus bereits beendet sei.
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— CarpeNoctom (@CarpeNoctom) August 4, 2025
Saisonale Schwäche, aber intakter Trend
„Wir befinden uns aktuell in einer saisonal schwachen Phase für Bitcoin, die typischerweise im August und September auftritt“, erklärte Olszewicz und verwies auf historische Saisonalitätsdaten. Diese zeigen, dass Bitcoin in diesen Monaten tendenziell schlechter performt. Seine nüchterne Einschätzung: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass August und September ein großes Nichts werden.“
Trotz des Rückgangs seit dem Zwischenhoch bei über 122.000 US-Dollar hält Olszewicz den langfristigen Trend für intakt. Am Tag 978 des aktuellen Zyklus – gezählt ab dem letzten Tiefpunkt – stelle sich für viele Investoren die Frage, ob der Zyklus womöglich bereits zu Ende sei. Seine Antwort: „Ich bin im ‚wahrscheinlich noch nicht vorbei‘-Lager.“ Die Entscheidung darüber, ob es weiter aufwärts geht oder nicht, werde letztlich im vierten Quartal fallen.
Technische Indikatoren geben (noch) keinen Anlass zur Sorge
Aus technischer Sicht sieht Olszewicz keine Hinweise auf ein zyklisches Hoch. Weder sei ein parabolischer Anstieg – typisches Merkmal für Endphasen eines Bull-Runs – zu erkennen, noch gäben makroökonomische oder On-Chain-Daten Anlass zur Panik. „Wir haben einen Rücksetzer gesehen, ja, aber das ist völlig normal“, sagte er. Die wichtigen Frühindikatoren für eine Überhitzung des Marktes seien bislang ruhig geblieben.
Kurzfristig hingegen zeigt sich das Bild weniger optimistisch. Der Ausbruch aus einer „Cup-and-Handle“-Formation, der Bitcoin kurzzeitig über 122.000 Dollar trug, verlor rasch an Dynamik. Für August hält Olszewicz eine Rückkehr auf dieses Niveau für „sehr ambitioniert“. Er sieht ETF-Zuflüsse und Käufe durch Treasury-Unternehmen als entscheidende Variablen: „Das sind derzeit die marginalen Käufer.“
Zudem beobachtet er einen deutlichen Rückgang bei den Futures-Prämien: „BTC liegt unter 7 %, ETH unter 8 %, sogar SOL ist von 35 % auf 15 % gefallen.“ Das sei ein Zeichen dafür, dass die spekulative Nachfrage merklich nachgelassen habe. Kombiniert mit geringer Volatilität deute das auf ein deutlich abgeschwächtes Sentiment hin.
Risikoappetit sinkt – Anleger werden vorsichtiger
Auch On-Chain-Metriken wie das Verhältnis von nicht realisierten Gewinnen zu Marktwert (MVRV) bestätigen diese Einschätzung. „Das Risikoempfinden der Marktteilnehmer nimmt ab“, sagte Olszewicz. Ein möglicher neuer parabolischer Anstieg von Bitcoin werde durch diese Indikatoren rechtzeitig signalisiert, doch derzeit fehle schlicht der Auslöser.
Solche Auslöser könnten laut Olszewicz in Q4 auftreten – etwa in Form von Zinssenkungen, einem politisch geschwächten Fed-Umfeld oder einfach saisonaler Stärke in Verbindung mit geopolitischer Unsicherheit. Bis dahin rät er: „Leute, fahrt die 50-fache Hebelwirkung runter. Wer bisher gut verdient hat, sollte jetzt nicht unnötig riskieren.“
Gemischte Makrolage – Inflation bleibt ein Unsicherheitsfaktor
Die makroökonomische Großwetterlage bleibt gemischt. Während Inflationsdaten von Trueflation mit 1,65 % niedrig ausfallen, könnten neue Importzölle, die seit dem 1. August gelten, die Teuerungsrate in den kommenden Monaten wieder steigen lassen. Parallel dazu entwickelt sich der Core-PCE-Index in eine unerwünschte Richtung, und das Wachstum laut GDPNow-Modell der Atlanta Fed liegt mit 2,1 % zwar im positiven Bereich, lässt aber keine Euphorie aufkommen.
Im Arbeitsmarkt sieht Olszewicz strukturelle Schwächen. Rechne man die tatsächliche Erwerbsbeteiligung korrekt ein, könne die Arbeitslosenquote bereits bei 4,9 % liegen. Besonders im verarbeitenden Gewerbe – etwa in industriell geprägten Regionen der USA – nehme die Jobverfügbarkeit spürbar ab.
Auch die Liquiditätslage verändert sich. Der Analyst verweist auf die schwindende Reverse-Repo-Fazilität der US-Notenbank, einst ein Rückhalt mit über 2 Billionen Dollar Volumen.
„Deren Auflösung könnte bald zu Liquiditätsengpässen führen – oder zu neuen Fed-Interventionen“, so Olszewicz.