Bitcoin hat sich in der vergangenen Woche von seinem lokalen Tief bei rund 114.800 US-Dollar erholt und die Woche mit einem Plus von 2,1 % bei 119.580 US-Dollar abgeschlossen. Laut dem aktuellen Bitfinex Alpha Report vom 28. Juli wurde damit die untere Begrenzung der jüngsten Preisspanne zunächst als Unterstützung bestätigt. Doch trotz der Stabilisierung im Spotmarkt sendet der Derivatemarkt klare Alarmsignale – die Risiken unter der Oberfläche nehmen spürbar zu.
Hebel steigt – Liquidationen nehmen zu
Die kurzfristige Korrektur zwischen dem 23. und 25. Juli reichte aus, um eine massive Welle an Liquidationen auszulösen. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum Long-Positionen im Wert von 1,46 Milliarden US-Dollar aufgelöst, davon rund 370 Millionen allein in Bitcoin. Besonders betroffen waren Altcoins, die im Verhältnis zu Bitcoin deutlich stärkere Verluste hinnehmen mussten. Laut dem Bericht erreichte das Verhältnis zwischen Altcoin- und BTC-Liquidationen einen historischen Höchststand – ein klares Zeichen für überhitzte, spekulative Engagements in risikoreicheren Assets.
Der durchschnittliche tägliche Liquidationswert liegt seit 30 Tagen bei rund 350 Millionen US-Dollar, was zeigt, dass der Markt durchweg hochgehebelt agiert. Auch die offene Positionierung (Open Interest) unterstreicht den Trend: Das gesamte OI über große Altcoins – einschließlich Ethereum, Solana, XRP und Dogecoin – ist seit Anfang Juli von 26 auf 44 Milliarden US-Dollar angestiegen. Das deutet auf einen massiven Zufluss spekulativen Kapitals und eine aggressive Nutzung von Futures-Leverage hin.
Strukturelle Verschiebungen bei Ethereum und Altcoins
Während Bitcoin nominell weiterhin den größten Anteil am Derivatemarkt hält, hat sich die Dominanz bei den offenen Positionen verschoben: Der Anteil von BTC am Gesamt-OI ist von 51 % auf aktuell 41 % gefallen. Ethereum dagegen hat seine Position ausgebaut – von 17 % auf 26 %. Verantwortlich dafür sind laut Bitfinex ETF-Spekulationen, Fortschritte bei Skalierungslösungen und ein wachsendes Interesse institutioneller Anleger.
Altcoins insgesamt halten aktuell rund ein Drittel des offenen Interesses – Tendenz steigend. Die Kapitalströme folgen dabei klar neuen Narrativen und Listings, was kurzfristige Überhitzungstendenzen begünstigt.
Zunehmende Fragilität trotz stabiler Kurse
Obwohl Bitcoin sich auf den ersten Blick in einem stabilen technischen Umfeld bewegt, mahnt der Bericht zur Vorsicht. Die Kombination aus Spot-Stabilisierung bei gleichzeitig steigendem Leverage schafft ein reflexives Marktumfeld: Gelingt es den Bullen, die Dynamik zu nutzen, kann der Aufschwung an Fahrt gewinnen. Kommt es hingegen zu einer abrupten Unterbrechung – etwa durch negative Schlagzeilen oder technische Schwäche – drohen erneute Liquidationswellen und heftige Kursausschläge, insbesondere bei Altcoins mit geringerer Marktliquidität.
Bitfinex resümiert, dass die Zone um 114.800 US-Dollar kurzfristig von technischer Relevanz ist. Entscheidend sei aber vor allem diszipliniertes Risikomanagement: Wer in einem hochgehebelten Markt agiert, müsse auf Volatilität vorbereitet sein, Funding Rates und Futures-Basis im Blick behalten und nicht allein auf den Spot-Chart vertrauen.
Die zentrale Warnung: Wenn sich der Leverage nicht abbaut, könnte der nächste Schock den neuen Support-Bereich bereits auf die Probe stellen.