In einem ausführlichen Gespräch mit Paul Barron skizzierte Steven McClurg, CEO von Canary Capital, drei zentrale Gründe, warum Spot-ETFs auf XRP nach ihrer Einführung eine stärkere Nachfrage erleben könnten als vergleichbare Ethereum-Produkte – und dieses Niveau langfristig halten. Sein Argument basiert auf dem Fehlen von Staking-Erträgen, die ETF-Nachfrage kannibalisieren, auf XRP’s führender Rolle in traditionellen Finanzinfrastrukturen sowie auf einer außergewöhnlich tiefen Community- und institutionellen Nachfrage, die seiner Ansicht nach sofort in ETF-Zuflüsse umschlagen wird.
Kein Staking – kein Nachteil für ETFs
McClurgs erster Punkt betrifft einen strukturellen Unterschied zwischen Ethereum und XRP: Während Ethereum-Inhaber durch On-Chain-Staking Renditen erzielen können, bietet ein ETH-ETF bislang keine solche Möglichkeit. Für Krypto-Natives ist das ein klarer Anreiz, ETH direkt zu halten statt über einen Fonds. „Wenn du Krypto verstehst, kaufst du keinen ETH-ETF, weil du on-chain 2–3 % Rendite bekommst“, so McClurg.
Bei XRP entfällt dieses Problem: „Da XRP kein Staking hat, verlierst du nichts, wenn du den ETF kaufst.“ Aus seiner Sicht nimmt dies ein wesentliches Hindernis für ETF-Käufer weg, vor allem für renditeorientierte Investoren. Zwar würden ETF-Emittenten versuchen, Staking künftig in Fonds zu integrieren, doch bis dahin sieht McClurg XRP klar im Vorteil.
Klare Positionierung im Finanzsektor
McClurg betrachtet XRP als dominierenden Akteur in einem anderen Marktsegment als Ethereum – einem, das stärker mit der heutigen Bankenwelt verzahnt ist. Er verweist auf die Nutzung von XRP im Bereich grenzüberschreitender Zahlungen, Remittances und institutioneller Abwicklung. Ethereum ordnet er in die breitere, stärker umkämpfte Kategorie „Open-Source-Protokolle“ ein, deren technologische Führungsrolle aus seiner Sicht schwindet. Der Vorteil für XRP im ETF-Kontext: Produkte mit einer klaren, fokussierten Einsatzstory lassen sich Beratern, Modellportfolios und institutionellen Entscheidungsträgern leichter verkaufen als Plattformen, die mit vielen Konkurrenten um dieselben Anwendungsfälle ringen.
Bereits vorhandene Nachfrage und regulatorische Chance
Den dritten und vielleicht stärksten Pfeiler seiner These sieht McClurg in der schieren Größe der wartenden Nachfrage. Er prognostiziert für einen möglichen XRP-ETF Zuflüsse von bis zu 5 Milliarden US-Dollar im ersten Monat – deutlich mehr als beim ETH-ETF-Start. Dabei verweist er sowohl auf die treue und große Online-Community als auch auf Finanzberater, die schon jetzt ein „sicheres“ Krypto-Exposure mit einem bekannten Namen in Kundenportfolios kombinieren wollen.
McClurg hält einen Start noch 2025 für realistisch, insbesondere dank der jüngst vorgeschlagenen „Generic Listing Standards“ der NASDAQ, NYSE und Cboe. Diese Regel würde die Genehmigung vereinfachen, sobald ein Asset wie XRP seit mindestens sechs Monaten über einen CFTC-regulierten Futuresmarkt verfügt – ein Kriterium, das XRP bald erfüllt.
Auch die Architektur von XRP – oft als „zu zentralisiert“ kritisiert – sieht McClurg als Pluspunkt für institutionelle Nutzer. Funktionen wie Passwort-Resets, Compliance-Stopps und kontrollierte Netzwerkzugriffe seien für Banken und Broker entscheidend, gerade bei Zahlungsabwicklungen oder tokenisierten Wertpapieren. Für ETF-Investoren aus dem institutionellen Umfeld könnte dies ein weiterer Grund sein, XRP als strukturell kompatible Lösung zu betrachten.