Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin hat sich in die hitzige Debatte um die Layer-2-Lösung Base von Coinbase eingeschaltet. In einem ausführlichen Beitrag kritisierte er Vergleiche mit zentralisierten Börsen und betonte, dass moderne L2s wie Base konkrete, vertraglich verankerte Garantien bieten, die Nutzer vor Verlusten schützen.
„Base ist ein klassisches L2 auf Ethereum. Es nutzt gewisse zentrale Elemente, um die Nutzererfahrung zu verbessern, bleibt aber über Ethereum als Basisschicht abgesichert. Das bedeutet: Base ist nicht verwahrend, es ist kein glorifizierter Server, der nur Hashes einreicht“, schrieb Buterin.
Base is doing things the right way: an L2 on top of Ethereum, that uses its centralized features to provide stronger UX features, while still being tied into Ethereum’s decentralized base layer for security.
Base does not have custody over your funds, they cannot steal funds or… https://t.co/0EMdThg4gU
— vitalik.eth (@VitalikButerin) September 22, 2025
Sequencer-Debatte: Kein Börsenmatching
Auslöser der Diskussion waren Kommentare, die Sequencer von L2s mit Handels-Engines von Börsen gleichsetzten. Coinbase-Jurist Paul Grewal widersprach bereits dieser Sicht, gefolgt von Base-Erfinder Jesse Pollak, der die Rolle eines Sequencers präzisierte:
- Er sammelt Transaktionen, sortiert sie chronologisch (FIFO), berechnet die Zustandsänderungen und bündelt sie zur Abrechnung auf Ethereum L1.
- Er entscheidet nicht über Handelslogik oder Matching von Orders – das übernimmt ausschließlich der zugrunde liegende Code.
Kernfrage: Verwahrung oder nicht?
Die Streitfrage lautet: Wenn ein L2 Transaktionen neu ordnen, verzögern oder blockieren kann – ist es dann eine Art zentraler Intermediär?
Buterin widerspricht: Nutzervermögen liegen letztlich auf Ethereum L1. Über „Force-Exit“-Mechanismen können Gelder jederzeit ohne Mitwirkung des Operators abgezogen werden. Auch Zensur lasse sich technisch umgehen, da Transaktionen direkt ins L1 eingereicht werden können.
„Base hat keine Kontrolle über Nutzerfonds. Sie können keine Gelder stehlen oder Abhebungen verhindern. Das ist Teil der Definition von L2BEAT Stage 1“, erklärte er.
Buterin nahm auch Bezug auf Missverständnisse rund um L2BEAT, einer Plattform, die Sicherheitsstandards von Rollups bewertet. Viele sähen sie fälschlicherweise als „ideologischen Wächter“. Tatsächlich messe L2BEAT objektive Eigenschaften wie Exit-Pfade und Zensurresistenz.
Er verwies auf Beispiele realer Vorfälle, bei denen Nutzer trotz Sequencer-Ausfall ihre Gelder erfolgreich über L1 abzogen. Diese Mechanismen seien keine theoretische Absicherung, sondern praktisch wirksam.
Streitpunkt „Stage 1“
Kritiker bemängeln, dass Base aktuell nur „Stage 1“-Dezentralisierung erreicht habe. Das bedeutet, dass ein Sicherheitsrat mit 75 % Mehrheit On-Chain-Code überschreiben kann.
Buterin räumte dies ein, betonte aber, dass mindestens 26 % des Rates außerhalb von Coinbase organisiert seien. Damit könne das Unternehmen keine Entscheidungen allein durchsetzen. Base sei daher nicht verwahrend.
Pollak bestätigte zudem, dass Base aktiv auf Stage 2 hinarbeitet – einem Zustand, in dem selbst ein einstimmiger Rat die On-Chain-Logik nicht mehr ändern kann. Ziel sei eine weitere Dezentralisierung bei gleichzeitigem Erhalt der Benutzerfreundlichkeit.
Zwei zentrale Garantien
Nach Buterin hängen die Sicherheitsversprechen von L2s im Wesentlichen an zwei Punkten:
- Inclusion: Nutzer können Transaktionen direkt ins L1 einreichen, wenn ein Sequencer blockiert.
- Exit: Nutzer können jederzeit Abhebungen erzwingen, die durch Ethereum-Smart-Contracts garantiert werden.
Diese Eigenschaften, so Buterin, machen L2s nicht verwahrend – im Gegensatz zu klassischen Intermediären.
Bedeutung über Base hinaus
Die Diskussion reicht weit über Coinbase hinaus. Begriffe wie „Sequencer“, „Custody“ und „Dezentralisierungsstufen“ beeinflussen, wie Regulierer und Marktteilnehmer Ethereum-Skalierung bewerten.
Buterin versucht, die Debatte auf den Kern zurückzuführen: „L2s sind Erweiterungen von Ethereum. Die Gelder der Nutzer liegen letztlich in der Kontrolle von Ethereum L1 – nicht bei den Betreibern.“
Ob dieses Argument die Kritik an Base abkühlt oder den Druck erhöht, schneller auf Stage 2 zu wechseln, wird sich an der praktischen Umsetzung und unabhängigen Audits zeigen.
