Ein provokativer Post des offiziellen Solana-Accounts auf X hat am Wochenende erneut den Dauerstreit um Transaktionsgeschwindigkeit zwischen Solana und Ethereum entfacht. In dem Beitrag vom 9. August stellte Solana die 22 Transaktionen pro Sekunde (TPS) des Ethereum-Netzwerks den 2.000 Trades pro Sekunde der Nasdaq gegenüber – eine Anspielung darauf, dass Solana technologisch näher an den Anforderungen moderner Finanzmärkte liege.
When they say the future of markets runs at 22 TPS but NASDAQ handles 2k trades per second pic.twitter.com/TAsGAcFc7k
— Solana (@solana) August 9, 2025
Kritik: Vergleich zwischen Blockchain und zentralisiertem Börsensystem hinkt
Ethereum-Befürworter reagierten scharf und warfen Solana vor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Der bekannte Analyst polynya argumentierte, dass die technische Basis der US-Aktienmarktinfrastruktur weit über das hinausgehe, was eine minimal dezentralisierte Layer-1-Blockchain mit globalem Konsens je erreichen könne. Er verwies auf das Nasdaq-SIP, das für 10 Millionen Operationen pro Sekunde ausgelegt ist, mit einer Latenz von nur 0,02 Millisekunden – in der Praxis durch die Lichtgeschwindigkeit auf etwa 0,2 Millisekunden zwischen Handelsplätzen wie NYSE, Cboe und Nasdaq begrenzt.
Aus seiner Sicht sei es illusorisch zu glauben, dass ein Blockchain-System wie Ethereum oder Solana solche Werte unter globalem Konsens jemals erreichen könne, „außer durch exotische Physik, die noch nicht existiert“. Polynya plädierte stattdessen für den Einsatz von Zero-Knowledge-Proofs (ZK-Proofs), um die Konsenslast zu reduzieren, räumte aber ein, dass selbst dies Jahre zur Reife brauche und hohe Kosten verursache. Seine Kritik kulminierte in der Aussage, die Fixierung auf TPS sei „2017 stecken geblieben“ – wichtiger seien Anwendungen mit echtem Nutzen.
Solana-Gründer Yakovenko kontert: Fokus auf Scheduler und Kostenstruktur
Solana-Mitgründer Anatoly Yakovenko wies sowohl den TPS-Vergleich als auch die vorgeschlagene ZK-Lösung zurück. Er betonte, ZK-Proofs seien grundsätzlich langsamer als klassische Ausführung und könnten nur helfen, wenn die Replikationskosten der Engpass seien – was auf Ethereum L1 zutreffe, nicht jedoch auf Solana.
Für ihn ist der entscheidende Vergleichsmaßstab nicht die Block-TPS oder Konsenslatenz, sondern Scheduler-Throughput und Einfügegarantien: Börsen wie die Nasdaq garantieren, dass jede Order erfasst und gleich behandelt wird. Auf Blockchains hingegen verhindert ein zu niedriger Priority Fee oft die Aufnahme in den nächsten Block. Solanas Architektur reduziere diese Kosten so weit, dass das Weglassen weiterer Transaktionen praktisch keinen wirtschaftlichen Unterschied mehr mache – der Floor-Inclusion-Preis liege bei einem Bruchteil eines Basispunkts.
Yakovenko untermauerte seinen Punkt mit einem technischen Vergleich: Selbst wenn ZK-Proofs kostenlos und sofort verfügbar wären, sei es meist schneller, eine Transaktion lokal auszuführen, als das Ergebnis herunterzuladen, da lokale Speicherbandbreite der Netzwerklatenz überlegen sei.
Zielsetzung: Nicht Nasdaq schlagen, sondern offenen Zugang bieten
Auch innerhalb der Solana-Community wurde relativiert: Entwickler João Mendonça betonte, Solanas Ziel sei nicht, die Nasdaq in absoluter Geschwindigkeit zu schlagen, sondern vergleichbare Ausführungskosten mit 1000-facher Zugänglichkeit zu erreichen – weltweit, rund um die Uhr, ohne Genehmigungspflicht, mit zensurresistentem Besitz und voller Portabilität innerhalb von DeFi.
Damit wird klar: Die Debatte um TPS ist weniger ein reiner Geschwindigkeitswettbewerb, sondern ein Stellvertreterkonflikt über den technischen Anspruch und die Relevanz von Performance-Metriken im Kontext offener Finanzinfrastrukturen.