Am 29. August hat das offizielle Litecoin-Konto auf X (ehemals Twitter) einen scharfen Seitenhieb gegen XRP und Ripple losgetreten. Unter dem Deckmantel eines „Fun Facts“ wurde das XRP-Modell als Illusion verspottet – und Ripple-CEO Brad Garlinghouse abwertend als „Brad Garlicmouse“ bezeichnet. Der Beitrag zog rasch hohe Aufmerksamkeit auf sich und spaltete die Communitys.
Fun fact: A comet smells like rotten eggs, urine, burning matches, and almonds. Most scientists say the closest comparison to this phenomenon on earth is the idea that tokens called XRP would be sold off to retail investors with the illusion that a digital bank drive-up tube is…
— Litecoin (@litecoin) August 29, 2025
Das Posting verglich den Geruch von Kometen mit der Idee, dass XRP-Tokens durch ihre Knappheit wertvoll seien, obwohl sie lediglich als „digitale Bank-Röhren“ zwischen Fiat-Transfers dienen. Abgeschlossen wurde der Post mit einem sarkastischen Seitenhieb auf „den Präsidenten, der mit Brad Garlicmouse schläft“.
Meta-Kommentar: Litecoin inszeniert „Roast“-Serie
Nachdem die Reaktionen explodierten, stellte das Litecoin-Konto das Ganze als Teil eines Community-weiten „Roast“-Formats dar. „Ich roaste Solana: wir haben gelacht, wenig Gegenwehr. Ich roaste mich selbst: lustig, aber wahr. Ich roaste XRP: zwei volle Tage voller wütender Reaktionen, Drohungen mit Klagen, falschen Takes zu Market Cap und Sitzplätzen in Councils… Klingt passend“, hieß es in einem weiteren Post. Später folgte ein Versuch der Entschärfung: „Verdammt. Hört auf, X so ernst zu nehmen. Esst ein Hot Pocket und wir sehen uns morgen – falls ich bis dahin nicht gefeuert bin.“
XRP-Community schlägt zurück
Die XRP-Community reagierte geschlossen – teils mit Spott, teils mit ernsten Gegenargumenten. Ein zentrales Thema: Gründervertrauen. Mehrere User erinnerten daran, dass Litecoin-Gründer Charlie Lee im Dezember 2017 all seine LTC-Bestände verkauft hatte. „Wenn deine Coin etwas wert ist, warum verkaufst du alles?“, fragte @SamTheCarpetMan.
Andere sahen im Litecoin-Post einen PR-Fehler. „Kein guter Look für den Account“, schrieb @CredibleCrypto. @X__Anderson stellte Ripple’s globale Bankenpartnerschaften dem Vorwurf entgegen, Charlie Lee habe „Hodl-Shirts gedruckt, seine letzten Litecoins auf die Community abgeladen und in Fiat gewechselt.“
Auch Marktvergleiche spielten eine Rolle. Nutzer @WizardInvestor meinte: „Litecoin ist zu Recht nervös. XRP hat Litecoin längst überholt – und LTC wird nie mehr aufholen.“ Manche setzten ihre Kritik in Taten um: „Gerade mein LTC verkauft“, schrieb @Xlister86.
Litecoin-Konto bleibt trotzig
Das Litecoin-Konto reagierte in Echtzeit und parierte viele Vorwürfe. Auf Warnungen, dass es sich um potenzielle „Verleumdung“ handle, antwortete der Account lakonisch: „Entspann dich, Kumpel. Ich bin nicht im Markt der digitalen Bankröhren. Spiel diesen Mist lieber mit XLM.“
Inhaltlich positionierte sich der Account klar gegen XRP’s Strategie: „Was gibt es zu erholen? XRP und Litecoin sind völlig verschieden in Konstruktion und Ziel. XRP will Brücke zwischen Banken sein – Litecoin ist das genaue Gegenteil.“
Philosophischer Konflikt: Banken-Integration vs. Peer-to-Peer
Hinter dem Schlagabtausch steckt ein tieferer Grundsatzkonflikt:
- XRP sieht sich als Infrastruktur für Banken und institutionelle Zahlungsnetze.
- Litecoin betont die Philosophie des offenen, bankunabhängigen Peer-to-Peer-Cash-Systems.
Genau dieser Gegensatz wurde durch die Diskussion erneut scharf hervorgehoben. Die Debatte brachte auch alte Wunden zurück. Charlie Lees kompletter Ausstieg aus LTC 2017 bleibt ein wunder Punkt für viele, die das als Abkehr vom Projekt deuten. XRP wiederum muss sich seit Jahren Kritik gefallen lassen, weil Gründer-Wallets regelmäßig Millionen von Tokens verkaufen – ein Thema, das zuletzt erneut von On-Chain-Analyst @zachxbt dokumentiert wurde.
Was mit einem ironischen Post begann, entwickelte sich zu einer Debatte über Glaubwürdigkeit, Philosophie und Märkte. Litecoin präsentierte sich als Gegenpol zur institutionellen Schiene von XRP, während die XRP-Community den Vorfall nutzte, um alte Vorwürfe gegen Litecoin zu erneuern. Unterm Strich zeigt der Schlagabtausch, wie unterschiedlich die beiden Projekte ihre Rolle im Krypto-Ökosystem sehen – und wie schnell Social-Media-Satire zu einer Grundsatzdiskussion eskalieren kann.