Charles Hoskinson hat in seiner AMA am 31. August deutlich gemacht, dass Cardano vor dem bislang ambitioniertesten Leistungssprung seiner Geschichte steht. Kernstück ist die neue Cardano Improvement Proposal (CIP) für Leios, die sich aktuell in der offenen Überprüfung durch die Community befindet. Schon in der ersten Ausbaustufe soll Leios die Netzwerk-Performance um den Faktor 30 bis 65 erhöhen – und das ohne Aufgabe von Cardanos deterministischem UTXO-Modell. Der geplante Zeitrahmen ist mit 12 bis 18 Monaten deutlich kürzer als die zuvor angenommenen zweieinhalb bis drei Jahre für eine Komplettumsetzung.
Hoskinson positionierte Leios als Meilenstein einer langfristigen Skalierungsstrategie. Ziel sei es, Cardano von einem konsenslimitierten System zu einem netzwerklimitierten Protokoll zu entwickeln. Die initiale Leios-Version ist bewusst abgespeckt, um Komplexität zu reduzieren und schnell einsetzbar zu sein. Später soll sie iterativ erweitert werden, ohne die Stabilität des bestehenden Systems zu gefährden.
Trade-offs: Längere Latenz, massive Skalierung
Die erste Iteration bringt auch Kompromisse. So steigt die Transaktionslatenz von ca. 20 auf 40 bis 60 Sekunden. Hoskinson bezeichnete diesen Kostenfaktor jedoch als verkraftbar angesichts der enormen Durchsatzsteigerung. Parallelprojekte wie Hydra oder das Finalitätsprojekt Paris sollen diese Nachteile in Zukunft abfedern. Positiv: Die Hardwareanforderungen bleiben niedrig – laut Hoskinson reichen Vierkern-Maschinen, was bedeutet, dass selbst Geräte wie Raspberry Pis weiterhin Cardano betreiben können.
Die Leios-Spezifikation wird nun von Partnern wie TXPipe und Blink Labs geprüft. Das Ziel: eine finale CIP, die in die offizielle Roadmap übernommen wird. Um das aggressive Zeitfenster einzuhalten, setzt Input Output auf ein Follow-the-Sun-Modell, bei dem Entwicklerteams rund um die Uhr arbeiten. Künstliche Intelligenz soll zusätzlich dabei helfen, Codeübergaben effizienter zu machen und Qualität zu sichern.
Architektonisch wird Leios nicht als Ersatz, sondern als zusätzlicher Betriebsmodus in das bestehende Ouroboros-System integriert. Sollte Leios fehlschlagen, fällt das Netzwerk automatisch auf Praos zurück, das als Notfallkonsens fungiert. Damit bleibt die Netzwerkliveness stets gewährleistet. Gleichzeitig bleibt Cardanos Grundstruktur unverändert – UTXO und deterministische Transaktionen werden beibehalten.
Multi-Jahres-Roadmap bis 2028
Hoskinson stellte klar, dass Leios nur der erste Schritt ist. Für die Jahre 2027–2028 sei bereits die nächste Upgrade-Welle in Arbeit, die tiefgreifende Änderungen am Netzwerkstack und erweiterte Data-Availability-Komponenten bringen soll. Langfristig spricht Hoskinson von „unlimited scale“, also praktisch unbegrenzter Skalierbarkeit.
„Das ist das härteste, was wir je gemacht haben“, sagte Hoskinson, „aber es bringt uns in eine extrem gute Position.“
Mit Leios soll Cardano nicht nur kurzfristig entlastet, sondern auf Jahrzehnte hinaus relevant gehalten werden. Die Botschaft ist klar: Tempo, Fokus und Pragmatismus – und ein Ökosystem, das in ein neues Leistungszeitalter eintritt.
