Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. äußert ihr Bedauern über die Verzögerung des EU-Mercosur-Abkommens. Neben Frankreich haben auch Länder wie Polen, Österreich, Belgien, Irland und Italien ihre Bedenken geäußert. „Es ist von größter Wichtigkeit, dass das Abkommen im Januar ratifiziert wird. Angesichts der veränderten globalen Situation sind Deutschland und die EU mehr denn je gefordert, neue Handels-, Rohstoff- und Investitionspartnerschaften weltweit zu etablieren. Die Handelspolitik unter Trump hat negative Auswirkungen auf den internationalen Handel insgesamt. Eine international vernetzte Volkswirtschaft wie Bayern spürt diese Effekte deutlich: Fast 60 Prozent des Umsatzes der bayerischen Industrie stammen aus dem Ausland. Zudem hat sich China von einem bedeutenden Lieferanten zu einem ernsthaften Wettbewerber gewandelt. Es ist unerlässlich, unsere Handelsbeziehungen zu diversifizieren, um weniger abhängig von einzelnen Partnern zu sein. Das EU-Mercosur-Abkommen stellt einen entscheidenden Schritt in diese Richtung dar und sendet ein deutliches Signal an die US-Regierung.
Bedenken einiger Staaten bezüglich einer Verschiebung teilt die vbw nicht: „Im Gegenteil: Die europäische Landwirtschaft kann erheblich vom Abkommen profitieren. So könnten beispielsweise Tierfutter wie Sojaschrot kostengünstiger importiert werden können.“ Die Mercosur-Staaten bieten zudem erhebliche Absatzmöglichkeiten für Produkte wie Wein, Spirituosen oder Kartoffeln an; außerdem wird derzeit ein Mechanismus zum Schutz unserer Landwirte weiter ausgearbeitet“, erklärt Brossardt.
Das Mercosur-Abkommen bedeutet für Europa auch eine wachsendere Unabhängigkeit bei Rohstoffen. „Argentinien spielt zum Beispiel eine Schlüsselrolle als Lithium-Produzent“, erläutert Brossardt weiter und ergänzt: „Für Europa geht es auch darum, geostrategisch wieder an Einfluss zu gewinnen. Mit dem Mercosur-Abkommen würde eine immense Freihandelszone mit 780 Millionen Einwohnern entstehen; durch den Wegfall von Zöllen auf 91 Prozent aller Waren könnten europäische Unternehmen jährlich etwa vier Milliarden Euro einsparen.“
Laut vbw muss Europa angesichts der aggressiven Politik Russlands sowie der industriellen Expansion Chinas Einigkeit und Stärke zeigen in den transatlantischen Beziehungen demonstrieren.“ Wir sind überzeugt davon, dass jedes Freihandelsabkommen unseren europäischen Wirtschaftsraum stärkt und allen Branchen zugutekommt,“ so Brossardt weiter: „Bislang wurde das Mercosur-Abkommen jedoch nicht besonders gut kommuniziert; dabei ist es geostrategisch äußerst wichtig, weshalb es unbedingt umgesetzt werden sollte.“ Ein Scheitern würde massiv zur Glaubwürdigkeitskrise der EU beitragen.
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