Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) begrüßt die heute von der EU-Kommission vorgestellte Anpassung der CO2-Flottenziele für Neuwagen ab dem Jahr 2035 ausdrücklich. Die Reduzierung des angestrebten Minderungsziels von 100 auf 90 Prozent sowie die geplante Berücksichtigung von Plug-in-Hybriden und Range-Extender-Fahrzeugen über das Jahr 2035 hinaus stellen einen längst überfälligen und notwendigen Schritt zu mehr Realitätsnähe in der europäischen Klimapolitik dar.
Für das Kfz-Gewerbe ist diese Kursänderung ein wichtiger erster Schritt, da die bisherige reine Elektrofahrzeugstrategie der EU an vielen Stellen ins Leere läuft. Zehn Jahre vor dem Stichtag 2035 sind erst etwa ein Viertel der benötigten Ladeinfrastrukturpunkte vorhanden. Um das Ziel von rund 3,5 Millionen Ladepunkten bis dahin zu erreichen, müsste die Ausbaugeschwindigkeit mehr als verdreifacht werden. Zudem stößt die bislang stark angebotsorientierte Flottenregulierung bei den Kunden nur langsam auf Akzeptanz – hier wurde ohne ausreichende Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse geplant.
ZDK-Präsident Thomas Peckruhn erklärt: „Unsere Betriebe erleben täglich, wo europäische Vorgaben an praktischen Herausforderungen scheitern – sei es durch hohe Ladekosten, fehlende Infrastruktur oder mangelnde Alltagstauglichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher.“ Er betont weiter: „Klimaneutrale Mobilität kann nur funktionieren, wenn sie bezahlbar, praktikabel und verlässlich für Menschen ist. Alles andere bleibt Theorie.“
Peckruhn weist zudem darauf hin: „Wir bieten hocheffiziente Verbrennungsmotoren wie den 48-Volt-Mildhybrid an, welcher mit klimaneutralem Kraftstoff betrieben einen echten Beitrag zum Klimaschutz leistet. Diese Technologie muss Teil künftiger CO2-Flottenregelungen sein – insbesondere sollte bei Emissionsmessungen am Auspuff auch die Herkunft des Kraftstoffs berücksichtigt werden. Klimaneutrale Kraftstoffe sollten dabei bilanziell herausgerechnet werden.“ Er ergänzt: „Sollte künftig ausschließlich reine Elektromobilität nachgefragt werden, würden entsprechende Angebote automatisch vom Markt verschwinden – ganz ohne komplizierte Regulierung oder Strafzahlungen.“
Aus Sicht des Autohandels und der Kfz-Betriebe gibt es vier zentrale Hebel:
- Schneller Ausbau der Ladeinfrastruktur: Besonders im ländlichen Raum sowie in Mehrfamilienhäusern muss deutlich schneller investiert werden. Aktuell entstehen jährlich etwa 150.000 neue Ladepunkte in Europa statt erforderlicher circa 500.000 Punkte zur Erreichung des Ziels bis 2030 von insgesamt rund 3,5 Millionen Ladepunkten. Wichtig ist dabei eine einfache Handhabung mit transparenten Kosten überall.
- Anpassung und Stärkung der Stromnetze: Ohne leistungsfähige Netze sowie bezahlbare Ladetarife wird Elektromobilität nicht erfolgreich sein können; Netzausbau muss parallel zum Fahrzeugwachstum erfolgen.
- Förderung des Gebrauchtwagenmarktes: Für breite Akzeptanz braucht es erschwingliche gebrauchte Elektro- und Hybridfahrzeuge sowie stabile Restwerte und transparente Informationen zum Batteriezustand.
- Längere Nutzbarkeit durch Reparatur statt Austausch: Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten für Fahrzeugakkus sind bereits heute verfügbar; dies hilft Kosten zu senken und Vertrauen in Elektromobilität aufzubauen.
Der ZDK unterstützt grundsätzlich die Klimaziele Europas zugleich warnt er davor politische Vorgaben ohne solide technische wie wirtschaftliche Grundlagen festzulegen: „Die aktuelle Anpassung zeigt klar: Offenheit gegenüber verschiedenen Technologien gepaart mit Realismus sind keine Rückschritte sondern notwendige Voraussetzungen nachhaltigen Fortschritts“, so Peckruhn weiter.
Zudem fordert er eine konsequente Umsetzung dieser Technologieoffenheit: Neben reiner Elektromobilität leisten effiziente Hybridtechnologien wie Mildhybride während einer Übergangsphase messbare Beiträge zur Emissionsreduzierung.
Blickt man auf kommende Überprüfungen bis zum Jahr 2040 empfiehlt sich nicht nur eine Neubewertung emissionsbezogener Ziele sondern vor allem eine konsequente Verbesserung praktischer Rahmenbedingungen für Verbraucherinnen und Verbraucher – denn nur so gelingt ein ökologisch sinnvoller ebenso wie wirtschaftlich tragfähiger sozial akzeptierter Wandel in unserer Mobilität.
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Andreas Cremer
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