Die europäische Asset-Management-Branche steht nach mehreren erfolgreichen Jahren an einem entscheidenden Wendepunkt. Trotz eines globalen Marktwachstums sehen sich die Akteure mit deutlich verschärften Rahmenbedingungen konfrontiert. In einem Umfeld, das von Margendruck, steigenden Kosten und geopolitischen Unsicherheiten geprägt ist, haben sich Kundenbedürfnisse und Produktpräferenzen spürbar verändert und beeinflussen nun maßgeblich die strategische Ausrichtung der Anbieter. Dies zeigt die aktuelle European Asset Management Study 2025 von zeb.
Die jährlich durchgeführte Studie basiert auf der Analyse von 38 bedeutenden Asset-Managern in Europa mit verwaltetem Vermögen zwischen 100 Milliarden und 11 Billionen Euro. Zusätzlich wurden Marktteilnehmer befragt, um zentrale strategische Handlungsfelder für die Zukunft der Branche zu identifizieren.
Marktperformance als Hauptwachstumstreiber
Laut der Studie stiegen die Assets under Management (AuM) der untersuchten Unternehmen im Jahr 2024 um insgesamt 18 Prozent, während die Erträge lediglich um 14 Prozent zunahmen. Die Cost-Income-Ratio (CIR) verbesserte sich leicht auf 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Untersuchungszeitraum verdoppelten sich zudem die Nettomittelzuflüsse gegenüber dem Jahr 2023 – diese machten etwa ein Viertel des Gesamtwachstums aus; drei Viertel entfielen auf außergewöhnliche Marktperformance.
Ein besonders auffälliger Trend: Die fünf größten Anbieter vereinten zwei Drittel aller Zuflüsse auf sich – ein klares Zeichen dafür, dass sich das „Winner-takes-it-all“-Prinzip weiterhin verstärkt.
„Die Branche steht vor der Herausforderung, Wachstum nicht nur durch unkontrollierbare Marktbewegungen zu erzielen, sondern auch durch organische oder anorganische Kundengewinnung“, erklärt Dr. Carsten Wittrock, Partner bei zeb und Co-Autor der Studie. „Dafür sind klare Strategien sowie erhebliche Investitionen in Vertrieb und Technologie notwendig.“
ETFs und Privatkunden gewinnen an Bedeutung
Einen deutlichen Wandel verzeichnete die Studie auch hinsichtlich des Kundensegments: Das Geschäft mit Retailkunden gewinnt zunehmend an Gewicht. Nutzerfreundliche Investmenttools sowie Cross-Selling-Maßnahmen rücken stärker in den Fokus des Vertriebs.
Zudem etablierten sich ETFs als zentrale Produktkategorie im Retailbereich weiter fest: Der ETF-Markt wuchs im Jahr 2024 um beeindruckende 38 Prozent – getrieben sowohl durch positive Marktperformance als auch gegen Jahresende steigende Mittelzuflüsse.
Anteil aktiv gemanagter Produkte am global verwalteten ETF-Vermögen stieg von 6,4 auf acht Prozent; obwohl dieser Wert in Europa erst bei rund zwei Prozent liegt, hat er sich dort innerhalb von fünf Jahren nahezu vervierfacht.
Zudem bleiben Private Markets trotz Zinssituation attraktiv für Investoren und werden zunehmend auch kleineren Anlegern zugänglich gemacht.
Technologische Innovationen & Regulatorik als Schlüsselthemen
Digitalisierung entlang sämtlicher Wertschöpfungsprozesse bleibt eine zentrale Herausforderung für europäische Asset-Manager: Rund vierzig Prozent sehen technologische Neuerungen wie Cloud-Lösungen oder Künstliche Intelligenz als wichtigste Handlungsfelder an; fast halb so viele nennen den stetigen regulatorischen Umsetzungsaufwand als große Belastung.
Szenarien bis zum Jahr 2029 zeigen zudem: Effizienzsteigerungen lassen sich nur unter optimalen Bedingungen realisieren – also stabile Provisionsniveaus kombiniert mit hohen Nettozuflüssen („Best Case“). Im ungünstigsten Fall drohen Gewinnrückgänge bis zu 45 Prozent bei gleichzeitig steigendem CIR-Wert bis zu maximaler Belastung (83%).
Wolfgang Schlaffer, Partner bei zeb und Mitautor der Untersuchung fasst zusammen: „Das zukünftige Programm europäischer Asset-Manager ist anspruchsvoll. Es wird entscheidend sein herauszufinden, wer Technologien effektiv nutzen kann, Nettomittelzuflüsse generiert sowie regulatorisch widerstandsfähig bleibt.“ Einsparungen seien dabei kein Selbstzweck,, sondern Grundlage nachhaltigen profitablen Wachstums.“
Nähere Informationen zur European Asset Management Study 2025 finden Sie unter European Asset Management Study 2025 | zeb consulting.
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Dr. Matthias Kuck
Senior Advisor Public & International Affairs
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