Am 5. Dezember hat das Bundeswirtschaftsministerium einen Referentenentwurf vorgestellt, der vorsieht, Batteriespeicher mit einer Leistung von über 100 Megawatt aus der Kraftwerks-Netzanschlussverordnung (KraftNAV) auszunehmen. Davon betroffen sind bereits erteilte Netzanschlusszusagen in Höhe von 51 Gigawatt sowie zahlreiche laufende Antragsverfahren. Ein Ersatzverfahren zur Genehmigung ist bislang nicht vorgesehen. Die AURIVOLT GmbH hat die Auswirkungen auf den Markt untersucht und sieht darin eine strukturelle Stärkung dezentraler Speichersysteme.
Großprojekte geraten in regulatorische Unsicherheit
Wie das Fachmagazin pv magazine berichtete, sollen große Batteriespeicher kurzfristig vom bisherigen Anschlussprozess ausgeschlossen werden – ohne dass ein neues Verfahren als Nachfolge eingeführt wird. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) kritisiert diese Vorgehensweise scharf: „Speicher aus dem Geltungsbereich der KraftNAV zu nehmen, bevor ein alternatives Verfahren etabliert ist, bedeutet den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen.“
Laut Ministerium soll die Bundesnetzagentur ein „regelbasiertes Netzanschluss- und Reservierungsverfahren“ entwickeln; jedoch fehlt im Referentenentwurf jeglicher Zeitplan dafür. Für Betreiber großer Speicheranlagen führt dies zu erheblicher Planungsunsicherheit und voraussichtlich mehrjährigen Verzögerungen.
Marktfolgen: Verknappung stabilisiert Erlöschancen
Markus Baumann, CEO der AURIVOLT GmbH, erläutert: „Wenn geplante Speicherkapazitäten von insgesamt 51 Gigawatt auf unbestimmte Zeit nicht ans Netz gehen können, beeinflusst das unmittelbar die Dynamik am Markt.“ Weniger verfügbare Speicher bedeuten weniger Wettbewerb um Arbitrageerlöse – also Gewinne durch zeitlich versetzten Stromhandel –, wodurch sich die erwartete rasche Kapazitätserweiterung verzögert und somit bestehende Anlagen profitieren.
Batteriespeicher erzielen ihre Einnahmen hauptsächlich durch Arbitragehandel: Sie kaufen Strom bei niedrigen Preisen und verkaufen ihn bei hohen Preisen weiter. Mit zunehmender Anzahl aktiver Speicher sinken typischerweise Preisspreads sowie Gewinnmargen; die geplante Änderung an der KraftNAV verschiebt diesen Effekt um mehrere Jahre nach hinten.
Kleinere dezentrale Speicher bleiben außen vor
Batteriespeicher mit einer Leistung unterhalb von 100 Megawatt sind von den geplanten Änderungen nicht betroffen. Dies schafft für dezentrale Konzepte wie das Schwarmspeichermodell der AURIVOLT GmbH (mit Einzelleistungen zwischen 120 und 280 Kilowatt) unterschiedliche Rahmenbedingungen:
- Planungssicherheit: Für kleinere Speicher bleiben die regulatorischen Vorgaben unverändert bestehen; Genehmigungsverfahren ändern sich nicht.
- Schnelle Umsetzung: Während Großprojekte in einem regulatorischen Übergangsmodus verharren müssen, lassen sich dezentrale Projekte innerhalb weniger Wochen realisieren.
- Steuerliche Vorteile: Der Investitionsabzugsbetrag (IAB), welcher eine zügige Realisierung voraussetzt, bleibt für dezentrale Vorhaben planbar nutzbar – im Gegensatz zu Großprojekten mit langwierigen Genehmigungsprozessen.
AURIVOLT demonstriert Skalierbarkeit dezentraler Lösungen
AURIVOLT verfolgt einen Ansatz mit verteilten kleinen Speichereinheiten an verschiedenen Standorten, welche intelligent vernetzt als virtuelles Kraftwerk zentral gesteuert werden können. Dieses Konzept ermöglicht schnelle Genehmigungen sowie flexible Standortwahl bei einfacher Netzanbindung.
„Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen grundsätzliche Unterschiede zwischen zentralisierten Großprojekten und dezentralen Ansätzen“, erklärt Baumann weiter. „Während große Anlagen jahrelang auf Zulassungen warten müssen, können wir kontinuierlich wachsen.“ Mit über 730 Projekten in Planung zeigt AURIVOLT eindrucksvoll die praktische Umsetzbarkeit dieses Modells auf.
Aurivolt plant für das Jahr 2025 Umsätze in Höhe von rund 16 Millionen Euro; für 2026 strebt man sogar etwa 60 Millionen Euro an – ein Beleg dafür, dass dezentrale Speicherkonzepte trotz Unsicherheiten im Bereich großer Anlagen erfolgreich skalierbar sind.
Zukunftsausblick: Dezentrale Flexibilität als Vorteil fürs System
Sobald ein neues Verfahren für Großspeicher eingeführt wird – dessen Zeitpunkt noch offenbleibt –, herrscht derzeit erhöhte Planungsunsicherheit bei diesen Projekten fort. Insgesamt gewinnt dadurch jedoch die Attraktivität dezentraler Systeme an Bedeutung: Sie sind unabhängig von regulatorischen Übergangsphasen und operieren zudem in einem Umfeld verzögerter Kapazitätsausweitungen am Markt effizienter.
„Für eine erfolgreiche Energiewende braucht es sowohl zentrale als auch dezentrale Lösungen“, betont Baumann abschließend. „Doch sie kann es sich nicht leisten jahrelange Verzögerungen hinzunehmen – unsere Schwarmspeicher liefern heute schon jene Leistungen bereitstellen ,die politisch erst morgen geplant werden.“