Die britische Großbank Standard Chartered sieht die Tokenisierung zu einem Markt von Billionen Dollar heranwachsen. Laut der Bank könnte die digitale Umwandlung traditioneller Anlagen schon 2028 2 Billionen Dollar wert sein. Doch was treibt diesen Wandel genau?
RWA wird zum Billionenmarkt
Standard Chartered erwartet, dass der Markt für tokenisierte Real-World Assets (RWA’s) von derzeit 35 Milliarden Dollar bis 2028 auf 2 Billionen Dollar anwächst. Laut Geoffrey Kendrick, Leiter Digital Assets bei der Bank, ist dieses explosive Wachstum vor allem dem Siegeszug der Stablecoins zu verdanken. Sie haben für mehr Bekanntheit, höhere Liquidität und zusätzliche Möglichkeiten gesorgt, on-chain zu leihen und zu verleihen.
Was sind RWA’s?
Real-World Assets sind traditionelle Anlagen wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Geldmarktfonds, die in digitale Token auf einer Blockchain umgewandelt werden. Dieser Prozess heißt Tokenisierung. Er macht diese Vermögenswerte weltweit, 24/7, handelbar und sorgt in der Regel für schnellere und günstigere Transaktionen.
Stablecoins erhalten ihrerseits Rückenwind durch neue Gesetzgebung, etwa den US-amerikanischen Genius Act, der im Juli von Trump unterzeichnet wurde. Dieses Gesetz schafft klare Regeln rund um Stablecoins und legt damit die Grundlage für eine breitere Adoption von dezentralen Finanz (DeFi)-Produkten.
2 Billionen Dollar an digitalen Assets: So sieht die Verteilung aus
Die erwartete Aufteilung der 2 Billionen Dollar im Jahr 2028 erstreckt sich über verschiedene Anlageklassen. Der größte Teil, rund 750 Milliarden Dollar, wird der Bank zufolge aus tokenisierten Geldmarktfonds bestehen – also Fonds, die in Staatsanleihen investieren. Dieses Wachstum wird vor allem durch die zunehmende Nutzung von Stablecoins durch Unternehmen angetrieben. Um ihre Deckung zu sichern, kaufen viele Stablecoins nämlich Staatsanleihen.
Weitere 750 Milliarden Dollar werden in Form von tokenisierten börsennotierten Aktien erwartet, sobald die US-Regulierung klarer wird und DeFi-Lösungen breit Anwendung finden. Der große Vorteil: Diese Aktien wären dann rund um die Uhr handelbar. Kein Warten mehr am Wochenende oder nach Feierabend, um eine Aktie zu kaufen.
Die bekannte Handelsplattform Robinhood arbeitet übrigens bereits an einer solchen Lösung: Das Unternehmen entwickelt ein eigenes Blockchain-Netzwerk, basierend auf der Arbitrum (ARB) Technologie, um in Europa digitale Aktien über seine Krypto-App anzubieten. Auch Nasdaq will Aktien in Tokenform handeln und hat dafür einen offiziellen Antrag eingereicht bei der Securities and Exchange Commission (SEC). Wird die Änderung genehmigt, könnte das die Tür für eine vollständige Integration der Blockchain an der Wall Street öffnen.
Darüber hinaus ist laut Standard Chartered Raum für 250 Milliarden Dollar in tokenisierten Investmentfonds. Die verbleibenden 250 Milliarden Dollar werden nach Einschätzung von Analysten aus weniger liquiden Vermögenswerten wie Immobilien, Rohstoffen und Unternehmensanleihen stammen.
Blockchain wird zum Rückgrat des Finanzsektors
Viele Experten schließen sich der optimistischen Prognose von Standard Chartered an. So sieht Robinhood-CEO Vlad Tenev die Tokenisierung von Real-World Assets als eine revolutionäre Technologie, die das globale Finanzsystem grundlegend verändern wird. Er erwartet, dass dieses Marktsegment ebenfalls Billionen wert sein kann.
Auch Cardano (ADA)-Gründer Charles Hoskinson sieht eine große Zukunft für RWA’s. Er erwartet, dass die Tokenisierung traditioneller Vermögenswerte bis 2030 zum dominierenden Kryptotrend wird – mit einem Marktpotenzial von 10 Billionen Dollar. Seiner Ansicht nach spielen die Vereinigten Staaten eine Schlüsselrolle in dieser Entwicklung: Sobald dort klare Regeln vorliegen, kann Blockchain zu einer globalen Plattform für digitale Wertpapiere heranwachsen.