Jack Dorsey, Mitgründer von Twitter und CEO von Block, stellt eine steile These in den Raum: „Bitcoin ist Geld, nicht Krypto.“ Gemeint ist ein Zahlungsmittel, das ohne Mittler auskommt und global funktioniert. Dorsey sieht in Bitcoin keinen spekulativen Spielball, sondern die Rückkehr zu offenem, digitalem Bargeld. Seine Agenda ist klar: Alltagszahlungen ohne Reibung und Gebühren. Bis 2026 soll das Realität werden – getragen von Lightning, Cash App und den Händlernetzwerken von Square. Das rückt Bitcoin in eine eigene Kategorie. Weg vom Sammelbegriff „Krypto“, hin zur monetären Infrastruktur für alle.
Jack Dorsey und die Rückkehr zu digitalem Bargeld
Dorsey positioniert sich seit Jahren als Bitcoin-Verfechter. Er fordert steuerliche Freigrenzen für Kleinstzahlungen und weniger regulatorische Reibung. Sein Ziel: Zahlungen sollen sich wie Nachrichten anfühlen – sofort, günstig, grenzlos. Damit rückt die ursprüngliche Idee von Peer-to-Peer-Geld wieder in den Fokus.
bitcoin is not crypto
— jack (@jack) October 19, 2025
Block, Cash App und das Lightning-Netz bilden dafür den Layer, der Händler und Konsumenten verbindet. Erste Pilotprojekte zeigen: Null-Gebühren-Tests auf Wochenmärkten kommen an. Für Händler, die um Basispunkte bei Kartenfees kämpfen, ist das ein Gamechanger. So entsteht aus Technik gelebte Praxis – und Bitcoin wird nutzbar, nicht nur haltbar.
„Bitcoin ist Geld, nicht Krypto“ – warum Worte zählen
Das Label „Krypto“ steht oft für Hype, Volatilität und riskante Renditejagd. Dorsey trennt Bitcoin davon und betont die monetäre Funktion: knappes, offenes, zensurresistentes Geld. Diese semantische Klarheit spiegelt einen Reifeprozess. Je mehr Nutzer bezahlen statt nur spekulieren, desto stärker wird die Wahrnehmung von Bitcoin als Geld.
Bitcoin is money. pic.twitter.com/z4dU6UzixZ
— Simply Bitcoin (@simplybitcoin) October 1, 2025
Das Sentiment „Krypto is Money“ wird von Michael Saylor (Mitbegründer und CEO von MicroStrategy) geteilt.
Auch Vordenker wie Adam Back betonen diesen Kurs. Die Argumentation: Geldqualität entsteht aus Angebot, Nachfrage, Sicherheit und Netzwerk-Effekten. Bitcoin erfüllt das mit begrenzter Menge, hoher Verfügbarkeit und robuster Infrastruktur. So wird aus einem Experiment ein Geldstandard in Entstehung – mit eigenem Narrativ, jenseits von „Krypto“.
Bitcoin im Händleralltag: Gebühren runter, Akzeptanz rauf
Für Händler zählen Margen. Kartenanbieter verlangen Gebühren, die in Basispunkten wehtun. Lightning-Zahlungen mit Bitcoin versprechen nahezu Null-Kosten und sofortige Finalität. Das senkt Rückbuchungsrisiken und Liquiditätslücken. Dorsey will diese Vorteile bis 2026 flächig ausrollen – mit einfacher UX und klaren Preismodellen.
Praxisberichte vom Markt sind ermutigend: Schnellkassen, Festivalstände, Bauernmärkte. Dort, wo Reibung auffällt, punktet Bitcoin. Wird Checkout-Zeit zur Checkout-Sekunde, steigen User-Conversion und Zufriedenheit. So wächst echte Nachfrage. Nicht wegen Spekulation, sondern weil Bezahlen besser funktioniert. Das ist der stille Treiber hinter Dorseys Zeitplan.
Institutionen und Staaten: Bitcoin wird politisch relevant
Bitcoin ist längst Thema in Parlamenten, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden. El Salvador hat Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel etabliert und Reserven aufgebaut. Bhutan investiert in Mining-Kapazitäten und nutzt die überschüssige Wasserkraft. Auch die Zentralafrikanische Republik verhandelt über Bitcoin-Strategien, wenn auch mit wechselnder Ausgestaltung.
Dazu kommt die Debatte in Industrienationen. Die USA prüfen Pläne für eine nationale Bitcoin-Reserve als Inflations- und Geopolitik-Hedge. Institutionelle Vehikel von Häusern wie BlackRock und Fidelity haben den Zugang für große Anleger geöffnet. Damit rückt Bitcoin vom Nischen-Asset in die Sphäre strategischer Allokation. Relevanz entsteht, wenn Kapital und Politik zusammenkommen.
Bitcoin als Wertspeicher: Knappheit trifft Liquidität
Bitcoin ist auf 21 Millionen Stück begrenzt – mehr wird es nie geben. Diese Zahl ist fest im Code einprogrammiert und kann nicht verändert werden. Sie entsteht durch ein System, bei dem neue Bitcoins als Belohnung für das sogenannte Mining entstehen. Diese Belohnung halbiert sich etwa alle vier Jahre. Dadurch wird das Angebot mit der Zeit immer kleiner, bis um das Jahr 2140 keine neuen Bitcoin mehr erzeugt werden.
Genau diese künstliche Verknappung macht Bitcoin so besonders. Während Staaten immer mehr Geld drucken können, bleibt Bitcoin begrenzt – ähnlich wie digitales Gold. Immer mehr Menschen und Institutionen sehen darin einen sicheren Wertspeicher, der vor Inflation schützt. Wer Stabilität und Berechenbarkeit sucht, braucht dafür keine riskanten Krypto-Projekte, sondern verlässliches, digitales Geld.
Von „Krypto“ zu Geldinfrastruktur: Ein Kategorienwechsel
Der entscheidende Wandel ist begrifflich: Bitcoin wird nicht mehr als Teil einer Sammelkategorie verstanden, sondern als eigenständige Geldinfrastruktur. Das trennt es von Projekten mit anderen Zielen, Governance-Modellen oder Inflationspfaden. Einheitliche Regulierung über „Krypto“ greift hier oft zu kurz.
Mit jeder Integration in Zahlungsflüsse gewinnt Bitcoin an Pfadabhängigkeit. Händler-Terminals, Wallet-Standards, Buchhaltungstools: Je tiefer die Verankerung, desto weniger austauschbar wird Bitcoin. Der Markt differenziert. Aus Vielfalt entsteht Spezialisierung – und Bitcoin besetzt die Geld-Nische mit wachsendem Netzwerkeffekt.
Wie Bitcoin die globale Geldordnung verändert
In Inflationsökonomien dient Bitcoin als Flucht in Berechenbarkeit. In reifen Märkten bietet es Diversifikation gegenüber Zins- und Kreditrisiken. Für Diaspora-Zahlungen verkürzt es Wege, senkt Kosten und erhöht die Planbarkeit. So verbindet eine Infrastruktur unterschiedliche Use Cases – stets entlang des Geld-Kerns.
Politisch wächst die Symbolkraft. Bitcoin steht für finanzielle Souveränität und offene Zugänge. Staaten testen Reservestrategien, Unternehmen schließen Bilanzlücken mit digitalem „Cash-Äquivalent“. Was als Experiment begann, prägt Narrative von Unabhängigkeit und Inklusion. Daraus entsteht Legitimität – schrittweise, aber stetig.
Ausblick bis 2026: Null-Gebühren als Tipping Point
Dorseys Benchmark ist klar: Gebührenfreiheit für Kleinstzahlungen bis 2026. Gelingt das, kippt die Kostenkurve zugunsten von Bitcoin-Zahlungen. Händler könnten Kartengebühren reduzieren und zugleich Checkout-Reibung abbauen. Das verändert Preissetzung, Marge und Wettbewerbsdynamik – besonders im Long-Tail des Handels.
Der Rest ist Ausführung: User Experience, Händler-Support, Compliance. Schafft Block hier Standards, folgt der Markt. Dann ist „Bitcoin ist Geld, nicht Krypto“ mehr als ein Slogan. Es ist die Beschreibung eines Systemwechsels, der leise beginnt – an der Kasse, im Alltag, im Netzwerk.