Der Marburger Bund hat sich entschieden gegen die im Koalitionsvertrag vorgeschlagene Reform des Arbeitszeitgesetzes ausgesprochen. „Das Streichen der täglichen Höchstarbeitszeit aus dem Gesetz würde einen fundamentalen Schutzmechanismus für Arbeitnehmer gefährden. Flexibilität darf nicht bedeuten, dass Ärztinnen, Ärzte und andere Beschäftigte noch länger arbeiten müssen. Wer wirklich den Gesundheitsschutz fördern und eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben erreichen möchte, muss bestehende Grenzen respektieren statt sie abzuschaffen“, betonte Dr. Susanne Johna, die Vorsitzende des Marburger Bundes.
In einem Positionspapier hebt die Ärztegewerkschaft hervor, dass das aktuelle Recht bereits ausreichend flexible Modelle ermöglicht – basierend auf tariflichen Vereinbarungen, die stets auf Ausgleich und Begrenzung abzielen. Dr. Johna erklärte: „Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte gewährleisten rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr medizinische Versorgung. Mehr Flexibilität ist nicht möglich!“ Eine gesetzliche Aufweichung würde hingegen sowohl den Arbeitnehmerschutz als auch tarifliche Regelungen schwächen. Viele Schutzmaßnahmen in Tarifverträgen – wie Ruhezeiten oder Freizeitausgleich – beruhen auf gesetzlichen Vorgaben, von denen nur in definierten Ausnahmefällen abgewichen werden kann.
Der Marburger Bund fordert daher nachdrücklich den Erhalt der täglichen Höchstarbeitszeit im Arbeitszeitgesetz sowie Respekt vor der tariflichen Regelungskompetenz ein. Eine reine wöchentliche Höchstarbeitszeit könnte praktisch zu einer täglichen Arbeitsdauer von bis zu 13 Stunden führen – nach Abzug der Mindestruhezeiten.
Arbeitgeber werden aufgefordert, unter den bestehenden Rahmenbedingungen mehr Autonomie bei der Arbeitszeiteinteilung für angestellte Ärztinnen und Ärzte zu gewähren. Die Behauptung seitens einiger Arbeitgebervertreter, längere Arbeitsschichten würden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen, widerspricht klar den Begrenzungen durch Kinderbetreuungszeiten sowie arbeitsmedizinischen Erkenntnissen und dem Wunsch vieler Beschäftigter nach planbaren Arbeitszeiten in einem gesunden Umfang“, heißt es weiter im Positionspapier des Verbandes angestellter Ärztinnen und Ärzte.
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