Arthur Hayes, Mitgründer der Kryptobörse BitMEX und eine der bekanntesten Stimmen im Krypto-Sektor, hat erneut für Aufsehen gesorgt. In seinem jüngsten Essay „Long Live the King!“ skizziert er eine umfassende makroökonomische Analyse und stellt die bisherige Marktlogik auf den Kopf. Seine zentrale These: Der traditionelle 4-Jahres-Zyklus von Bitcoin – geprägt durch Halvings und darauf folgende Bullenmärkte – sei endgültig vorbei. Stattdessen werde die Entwicklung des Bitcoin-Preises künftig fast ausschließlich durch die globale Geldpolitik bestimmt.
Historischer Rückblick: Von der Finanzkrise zur Bitcoin-Revolution
Hayes beschreibt Bitcoin als „das beste Geld, das je geschaffen wurde“. Doch er verknüpft seine Überzeugung mit einer kritischen Betrachtung moderner Geldpolitik. Für ihn ist Geld kein neutraler Wertmaßstab, sondern ein Werkzeug zur Steuerung von Knappheit – und alle Regierungen neigen seiner Meinung nach dazu, dieses Werkzeug zu missbrauchen. Seine Schlussfolgerung: Nur Bitcoin könne langfristig gegen diese systemische Entwertung ankämpfen.
“Long Live the King!” an essay on why the $BTC 4yr cycle is dead.
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— Arthur Hayes (@CryptoHayes) October 9, 2025
Um seine Bitcoin Prediction zu untermauern, zeichnet Hayes vier große Marktzyklen nach. Der erste begann 2009 mit der globalen Finanzkrise: Die Federal Reserve startete damals ihr Programm der „Quantitativen Lockerung“, während China massenhaft Kredite in den Markt pumpte. Beide Maßnahmen führten zu einem Überfluss an Liquidität – ein idealer Nährboden für den Aufstieg von Bitcoin.
Als diese Geldflut 2013 nachließ, fiel auch der Bitcoin-Kurs drastisch. Hayes sieht darin keinen Zufall: Die Abnahme der Geldmenge sei die eigentliche Ursache für das Ende des ersten Bullenmarkts gewesen. Für ihn ist das ein Muster, das sich durch die gesamte Geschichte des Bitcoin wiederholt.
Das ICO-Zeitalter und die Macht des chinesischen Geldes
Zwischen 2013 und 2017 dominierte laut Hayes die Geldpolitik Chinas den Markt. Mit der Einführung von Ethereum und der Welle der ICOs kam es zu einer neuen Phase der Kapitalflut. Die chinesische Regierung weitete die Kreditvergabe massiv aus, während eine Abwertung des Yuan Kapital in globale Märkte spülte.
Als Peking jedoch Ende 2017 die Liquidität wieder drosselte, kam es zum nächsten Crash. Hayes deutet das als weiteres Beispiel für seine These: Wenn die Geldmenge schrumpft, endet der Bitcoin-Bullenmarkt – unabhängig von technischen oder zyklischen Faktoren wie dem Halving.
Pandemie, Politik und die Folgen der Geldschwemme
In seinem Text nennt Hayes die COVID-Pandemie provokativ einen „Hoax“. Er meint damit nicht, dass das Virus erfunden sei, sondern dass Regierungen die Krise genutzt hätten, um Macht zu konsolidieren und massive Geldprogramme zu legitimieren. Für ihn war COVID der perfekte Vorwand, um „Helikoptergeld“ zu verteilen und Märkte künstlich am Laufen zu halten.
Diese Sichtweise bleibt umstritten, da sie politische und ethische Fragen aufwirft. Faktisch jedoch stimmt Hayes in einem Punkt: Die Pandemie führte zu einem beispiellosen Anstieg der Geldmenge. Die Kombination aus Nullzinsen, Konjunkturpaketen und direkter Stimulierung der Bevölkerung befeuerte einen globalen Vermögensboom – und auch den Bitcoin-Kurs, bis die Inflation 2021 außer Kontrolle geriet und die Fed gegensteuerte.
Arthur Hayes und die „New World Order“
Seit 2021 spricht Hayes von einem „New World Order“-Zyklus. Er sieht das Ende der US-Dollar-Dominanz und den Beginn einer neuen Phase, in der geopolitische Machtkämpfe und makroökonomische Liquidität eng verflochten sind. Laut seiner Analyse versuchen Regierungen, soziale Spannungen durch expansivere Geldpolitik abzufedern – auf Kosten langfristiger Stabilität.
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— Arthur Hayes (@CryptoHayes) October 3, 2025
Vor allem die USA spielen laut Hayes dabei eine zentrale Rolle. Unter Präsident Donald Trump, der laut ihm wieder „eine heiße Wirtschaft“ anstrebt, werden Zinsen gesenkt und Banken dereguliert. Die Federal Reserve folge dieser Linie, obwohl die Inflation über dem Ziel liegt. Eine solche Politik sei ein direkter Katalysator für den nächsten Bitcoin-Aufschwung.
Bitcoin als Spiegel der Geldpolitik
Hayes’ Kernaussage bleibt klar: Bitcoin ist kein unabhängiges System, sondern ein direkter Indikator für die Menge und den Preis von Geld. Wenn Zentralbanken Geld drucken, steigt die Attraktivität von knappen digitalen Werten. Dieser Zusammenhang mache Bitcoin zu einem „Barometer der makroökonomischen Wahrheit“.
JUST IN: Arthur Hayes says a 70% Bitcoin crash is „off the table“ as the 4-year cycle is dead
Is he right? 🤔 pic.twitter.com/ZFECl8Xp3T
— Bitcoin Archive (@BTC_Archive) October 9, 2025
Kritisch ist jedoch, dass Hayes in seiner Prognose die Risiken weitgehend ausblendet. Eine erneute Inflation oder ein Crash an den Anleihemärkten könnten die expansive Geldpolitik rasch stoppen. Zudem haben sich die Marktmechanismen seit 2021 verändert – etwa durch institutionelle ETFs, Regulierung und stabilere Handelsinfrastrukturen. Der „ewige Bullenmarkt“, den Hayes andeutet, ist daher keineswegs garantiert.
Zwischen Vision und Realität
Arthur Hayes’ Bitcoin Vorhersage ist gleichermaßen philosophisch wie analytisch. Seine Argumentation, dass die Geldpolitik den klassischen Zyklus ersetzt, überzeugt in Teilen – vor allem durch den historischen Bezug zu früheren Marktphasen. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Bitcoin seine Rolle als unabhängiges Geldsystem in einem komplexen, von Zentralbanken geprägten Umfeld weiter festigen kann.
Seine provokanten Formulierungen laden zur Diskussion ein. Doch selbst Kritiker dürften ihm in einem Punkt zustimmen: Solange Regierungen den Geldhahn offen halten, bleibt Bitcoin eine der spannendsten und politischsten Formen von Geld im 21. Jahrhundert.