Ein neuer Bericht des Bitcoin Policy Institute (BPI) zeigt, dass die Auseinandersetzung von Staaten mit Bitcoin längst nicht mehr auf das Legal-Tender-Experiment El Salvadors beschränkt ist. Vielmehr habe sich eine Vielzahl an „Exponierungswegen“ etabliert – von strategischen Reserven über staatlich unterstütztes Mining bis hin zu Pensionsfonds, Staatsfonds und der Annahme von Steuern in BTC. Die Autoren sprechen von einem spieltheoretischen Wettlauf zwischen Regierungen.
Staaten mit Bitcoin-Engagement nehmen zu
Die Studie von Jake Langenkamp und Renee Sorchik, veröffentlicht am 22. September 2025, kommt zu dem Schluss:
- 27 Länder verfügen bereits über eine Form eines offiziellen Bitcoin-Engagements.
- Weitere 13 Staaten haben entsprechende Gesetzesinitiativen oder politische Maßnahmen vorgeschlagen.
Damit haben insgesamt 32 Länder – etwa jedes sechste weltweit – bereits Bitcoin-Exponierung oder arbeiten aktiv an einer Implementierung.
„Exponierung“ definieren die Autoren als jede offizielle Maßnahme, durch die ein Staat Bitcoin hält, verdient oder davon profitiert. Damit liegt der Fokus bewusst breiter als nur auf dem Status als gesetzliches Zahlungsmittel.
Verbreitetste Modelle: Strategische Reserven und Mining
Die BPI-Daten zeigen, dass sich das Engagement in bestimmten Clustern wiederholt:
- Strategische Bitcoin-Reserven (SBR): 16 Länder (aktiv oder vorgeschlagen)
- Staatlich unterstütztes Mining: 14 Länder
- Passive Bestände aus beschlagnahmten Coins: 7 Länder
- Steuerannahme in BTC: 5 Länder
- Exponierung über Staatsfonds oder Pensionssysteme: 7 Länder (direkt oder indirekt)
Beispiele für aktive Reservestrategien sind die USA und El Salvador. Während El Salvador laut Report bereits rund 6.100 BTC hält, klassifizieren die Autoren auch Länder wie die Schweiz oder Saudi-Arabien als Reservehalter – allerdings indirekt, über große Positionen in MicroStrategy-Aktien, einem Unternehmen mit massiven BTC-Treasury-Beständen.
USA als Vorreiter – und Katalysator
Besonders hervorgehoben wird die Rolle der USA. Präsident Donald Trump hatte per Executive Order beschlossen, staatliche Bitcoin-Bestände nicht zu verkaufen, sondern strategisch zu halten. Dieses Signal habe andere Staaten inspiriert: 16 Nationen hätten inzwischen ähnliche SBR-Initiativen gestartet oder Gesetze vorbereitet.
Auch subnationale Initiativen fließen in die Analyse ein: Mehrere US-Städte und Gemeinden akzeptieren bereits Steuern in Bitcoin, was als potenzieller Wegbereiter nationaler Politik gilt.
Auch beschlagnahmte, aber nicht liquidierte Bitcoin gelten den Autoren als politisch relevant. Sie listen u. a. Bulgarien, China, Finnland, Georgien, Indien, Großbritannien und Venezuela als Länder mit signifikanten Beständen, die bislang nicht veräußert wurden. Allein diese Entscheidung werte man als stillschweigende Akzeptanz einer neuen Assetklasse. Neben den Hauptkategorien finden sich einige Sonderfälle:
- Russland: Pilotprojekt für eine staatlich unterstützte Krypto-Börse.
- Honduras: Spezielle Wirtschaftszone, in der Bitcoin als Recheneinheit anerkannt ist.
- Nordkorea: Nutzung beschlagnahmter BTC zur Schuldentilgung.
Diese Beispiele zeigen laut Autoren die Vielfalt möglicher staatlicher Ansätze – von pragmatischen Treasury-Überlegungen bis hin zu geopolitischen Sonderwegen.
Makroökonomische Implikationen
Das BPI ordnet Bitcoin als „neues makroökonomisches Asset“ ein – das erste seiner Art seit über 100 Jahren. Die Autoren argumentieren, dass frühe staatliche Exponierung langfristige Vorteile bringe:
- Bit-Bonds: Staatsanleihen mit Bitcoin als Teilbesicherung könnten institutionelle Investoren anziehen und die Finanzierungskosten senken.
- Grenzüberschreitende Abwicklung: Bitcoin-basierte Settlement-Brücken könnten Handels- und Zahlungsfriktionen reduzieren.
Die Kernaussage: Angesichts der Dynamik in 2024 und 2025 sei eine Umkehr kaum vorstellbar. Je mehr Staaten Bitcoin in ihre öffentlichen Finanzstrukturen integrieren, desto schwerer werde es, die Entwicklung zurückzudrehen.