Cardano-Gründer Charles Hoskinson meldete sich am 14. September 2025 in einem Livestream aus Wyoming mit einer scharfen Abrechnung zu Wort. Er stellte klar, dass Cardano seit Jahren Zielscheibe des sogenannten „Ghost Chain“-Narrativs sei – einer Darstellung, die das Projekt als irrelevant und leblos hinstellt. Hoskinson wies dies entschieden zurück und warf der Branche vor, die Spielregeln verschoben zu haben: weg von Dezentralisierung und hin zu VC-getriebenen Projekten, die kurzfristig Geschwindigkeit und Token-Ökonomie in den Vordergrund stellen.
„Es sucks, wenn man auf Krypto-Reddit geht und egal was man sagt oder macht, kritisiert und attackiert wird“, sagte er, nachdem er einen Community-Post zitiert hatte, in dem über die „überwältigend negative Stimmung außerhalb unserer Community“ geklagt wurde. Hoskinson blieb kämpferisch: Cardano werde seinen Weg weitergehen – auf Basis von Forschung, Governance und Dezentralisierung. „Behaltet den Glauben, gebt nicht auf. Die Kavallerie kommt“, so seine Botschaft.
Prinzipien vor Hype: Warum Cardano langsamer ist
Hoskinson stellte die Grundsatzfrage: Geht es in Krypto um Disintermediation und Zensurresistenz oder nur um schnelle Netzwerke mit VC-Geld? Seine Antwort war eindeutig. Cardano habe sich bewusst für den mühseligen Weg entschieden: Extended UTXO-Modell, nicht-kustodiales Liquid Staking, Ouroboros-Konsens, Hard Fork Combinator, Partner-Chains, isomorphe State Channels und nun auch Bitcoin-DeFi – alles mit dem Ziel, Langlebigkeit und Glaubwürdigkeit zu sichern.
Dass Cardano dadurch in der Wahrnehmung „langsam“ sei, liege an dieser Prinzipientreue. „Wir haben nie kompromittiert, egal wie groß der Druck war“, so Hoskinson.
Technisch sieht Hoskinson Cardano an einer Schwelle. Leios, derzeit als SIP (Standards Improvement Proposal) eingereicht, bezeichnete er als „letzte Phase vor der Implementierung“ – Grundlage einer „endlosen Skalierungsagenda“. Zusammen mit Hydra und Zero-Knowledge-Verfahren entstehe die Basis für „unendliche Skalierung, genau rechtzeitig, um die ökonomischen, politischen und sozialen Anforderungen weltweit aufzufangen“. Hydra sei vom „Spielzeug“ zu realen Tests mit einer Million Transaktionen pro Sekunde gereift.
Hoskinson stellte klar, dass Cardanos Zielgruppe nicht nur aus Krypto-Insidern besteht. „Weniger als 5 % der Weltbevölkerung sind im Krypto-Space. Warum also auf eine Minderheit der Minderheit konzentrieren?“ Stattdessen setzt er auf POS-Integrationen, ATMs, realwirtschaftliche Use Cases und das Privacy-Projekt Midnight. Parallel solle Cardano zum besten Ort für neue Blockchains werden – mit Partner-Chains und einer AVS-Infrastruktur, die andere Ökosysteme übertreffe.
Expansion nach Lateinamerika und Afrika
Besonders hervor hob Hoskinson Argentinien und Afrika. In Buenos Aires betreibe Input Output das größte Krypto-Büro der Region, mit regelmäßigen Events. In Afrika stehe 2026 ein Durchbruch bevor: digitale Identitäten für Millionen bis Milliarden Menschen ohne Zugang zum traditionellen Finanzsystem. Hoskinson verglich diese Mission mit einem „Gang in die Wildnis“, den Cardano seit zehn Jahren beschreite – im Gegensatz zu kurzlebigen Hype-Zyklen.
Laut Hoskinson ist Cardano das einzige Projekt, das eine vollständig on-chain gesteuerte Governance aufgebaut hat. Mit einer gewählten Verfassungskommission, hunderten Delegierten-Repräsentanten (DReps), einem ratifizierten Grundgesetz und einem Jahresbudget sei die Voltaire-Ära „mission accomplished“. Diese Struktur erlaube es, Upgrades im Konsens zu ratifizieren, Budgets festzulegen und dennoch Sicherheit und Liveness zu wahren.
Selbstkritik und offene Rechnungen
Hoskinson zeigte auch Selbstkritik: Man hätte „in manchen Bereichen schneller handeln“ und „Partnerschaften aggressiver ausbauen“ können. Gleichwohl verwies er auf mehr als 100 Partnerschaften von Midnight als Beweis, dass Cardano marktrelevant bleibe.
Gleichzeitig griff er alte Vorwürfe auf, er habe Gelder veruntreut. Ein 128-seitiges Forensik-Gutachten habe ihn „vollständig exkulpiert“, doch die mediale Wahrnehmung bleibe schief. „Die Asymmetrie der Information hält Jahre, manchmal Jahrzehnte“, klagte er.
Hoskinson schloss mit einem Appell an die Community, nach vorn zu blicken: „Die nächsten 24 bis 36 Monate werden Cardano zur schnellsten, sichersten und besten Plattform machen, um alles zu bauen – in großem Maßstab und für jeden.“ Für ihn sei klar: Cardano sei stärker als jede Hype-Welle und stehe vor seiner besten Phase.