Am 20. September wird der Weltkindertag gefeiert, ein Ereignis, das in über 400 Städten und Gemeinden bundesweit zelebriert wird. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Kinderrechte – Bausteine für Demokratie“. Doch wie können wir das Thema Demokratie bereits im frühen Kindesalter, insbesondere in Kitas und Grundschulen, kindgerecht vermitteln? Mariel Wille, Diplom-Pädagogin und Projektleiterin bei der Stiftung Kinder forschen, beantwortet zentrale Fragen und gibt wertvolle Ratschläge für Erzieherinnen, Erzieher sowie Eltern.
Frage: Frau Wille, ist es möglich für Kinder im Kita- und Grundschulalter zu lernen, was Demokratie bedeutet?
Mariel Wille: Absolut! Demokratie prägt unser Zusammenleben – sei es in der Kita, Schule oder Familie. Kinder können aktiv an vielen Entscheidungsprozessen teilnehmen. Ob es darum geht zu entscheiden: Was essen wir heute? Was unternehmen wir am Wochenende? Bereits durch solche alltäglichen Entscheidungen lernen die Kinder ihre Meinungen zu äußern sowie zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden. Mit zunehmendem Alter können sie auch mehr Verantwortung übernehmen. Um das Bewusstsein dafür zu fördern, dass ihre Stimme zählt, sollten Kinder frühzeitig in Entscheidungen einbezogen werden. Es ist jedoch wichtig zu reflektieren: Können die Kinder tatsächlich echte Entscheidungen treffen oder möchte ich nur ihre Meinungen hören? Letzteres ist ebenfalls legitim; entscheidend ist nur darauf zu achten nicht enttäuscht werden – wenn sie beteiligt sind sollte dies auch Konsequenzen haben.
Frage: Welche Bedeutung haben Kitas, Schulen und Familien bei der Förderung von Demokratie?
Mariel Wille: Diese Institutionen sind entscheidende Orte für erste demokratische Erfahrungen von Kindern. Dies beginnt bereits mit Mitbestimmung bei Materialien oder beim Mittag- bzw Abendessen. Echte Teilhabe gemäß Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention erfordert jedoch einen Schritt weiterzugehen: Es gilt gemeinsam mit den Kindern Regeln auszuhandeln sowie Raum für deren Stimmen und Ideen schaffen – sei es im Alltag von Kitas oder Schulen oder innerhalb familiärer Projekte. Dabei sollte kein Druck entstehen; vielmehr geht es darum einen Weg einzuschlagen! Fakt ist: Wenn eine Kita oder Schule demokratische Strukturen etabliert wird dies eine bleibende Erfahrung sein; so handeln die Kinder auch zukünftig eher aktiv nach ihren Werten.
Frage: Welche praktischen Ratschläge haben Sie für pädagogische Fachkräfte sowie Eltern?
Mariel Wille: Wer das Bewusstsein zur Demokratie bei Kindern stärken möchte sollte sich zunächst Gedanken über seine eigene Rolle machen; denn diese beeinflusst immer auch die Haltung gegenüber den Kindern selbst! Welche Formen von Beteiligung habe ich als Kind erlebt? Wo hatte ich Einflussnahme – wo nicht? Hätte ich mir mehr Mitbestimmung gewünscht?
Lassen Sie uns erkennen dass sich im Alltag viele Gelegenheiten bieten um Demokratiemodelle auszuprobieren! Dies kann mit einfachen Abstimmungen beginnen wie z.B.: Sollten wir auf den Spielplatz gehen oder lieber in den Wald? Welches Buch möchten wir als Klasse lesen – wer entscheidet darüber eigentlich? Solche Fragen regen dazu an selbstständig Entscheidungen zu treffen während gleichzeitig hinterfragt wird ob Wünsche einer Mehrheit wichtiger sind als Bedürfnisse einer Minderheit?! Um diese Themen anzusprechen könnte man ein „Kinderparlament“ gründen bzw einen Familienrat ins Leben rufen sodass alle Meinungen gehört werden!
Zudem gibt es Ansätze aus dem Bereich Bildung nachhaltiger Entwicklung (BNE). Ziel dieser Initiative besteht darin Menschen dazu befähigen eine nachhaltige Zukunft aktiv mitzugestalten indem sie erkennen welche Auswirkungen ihr Handeln auf andere hat sowie auf unsere Umwelt achten sollten damit niemand benachteiligt bleibt! Alltagsnahe Themen bieten hier gute Anknüpfungspunkte um Nachhaltigkeitsfragen zusammenzuarbeiten – nehmen wir beispielsweise sauberes Trinkwasser welches sowohl zuhause als auch in Schulen stets verfügbar sein muss… Um sensibilisieren zur Nutzung könnten Schüler/innen einen Test durchführen indem sie lediglich eine Wasserquelle nutzen dürfen (entweder Zuhause ODER Einrichtung) wodurch sie erleben wie man Wasser sparsam einsetzen kann während gleichzeitig bewusst gemacht wird welche Verantwortung jeder Einzelne trägt!
Zur Forschungsidee: Nur ein Wasserhahn für alle
Über Mariel Wille:
Mariel Wille arbeitet seit 2013 an der Stiftung „Kinder forschen“ in Berlin als Diplom-Pädagogin & systemische Beraterin (DGSF) leitet aktuell Projekte zur Bildung nachhaltiger Entwicklung.
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