Hamburg, 10. September 2025 – Sollte der Verband der Automobilindustrie VDA tatsächlich die festgelegten EU-Abgasnormen für Neuwagen lockern, könnte dies Autofahrer:innen in den Jahren 2035 bis 2050 europaweit bis zu 835 Milliarden Euro an zusätzlichen Kraftstoffkosten kosten. Dies geht aus einer neuen Untersuchung von Greenpeace mit dem Titel „Teurer U-Turn“ hervor, die vor dem bevorstehenden Treffen zwischen Vertretern der europäischen Autoindustrie und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag veröffentlicht wird. Die Analyse zeigt, dass teure E-Fuels die jährlichen Kraftstoffpreise für Diesel- oder Benzinfahrzeuge nach 2035 im Durchschnitt um bis zu jeweils 285 Euro erhöhen würden. „Die Automobilbranche versucht, den Übergang von Verbrennungsmotoren zu Elektroautos sowie einen bezahlbaren Klimaschutz hinauszuzögern. Und diese höheren Kosten sollen letztendlich von den Autofahrenden getragen werden“, erklärt Marion Tiemann, Mobilitätsexpertin bei Greenpeace. „Wer den Märchen der Autolobby über E-Fuels Glauben schenkt, läuft Gefahr, in eine teure Falle mit Verbrennern zu tappen. Effektiver Klimaschutz und erschwingliche Mobilität im Straßenverkehr sind nur durch einen raschen Umstieg auf Elektrofahrzeuge möglich. Ursula von der Leyen und die Bundesregierung müssen sich klar zu den vereinbarten Klimazielen bekennen.“
Bei dem bevorstehenden Treffen in Brüssel wird auch darüber diskutiert werden, wie CO2-Vorgaben weiter gelockert werden können. Die Autoindustrie strebt an, das bereits beschlossene Verbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 rückgängig zu machen. Um die Klimaziele einzuhalten, wäre es notwendig große Mengen an E-Fuels im Pkw-Verkehr einzusetzen – obwohl unklar ist, ob dafür ausreichende Produktionskapazitäten zur Verfügung stehen werden. Der VDA fordert in einem zehn Punkte umfassenden Plan eine stärkere Fokussierung auf E-Fuels beim Klimaschutz; dabei wird hypothetisch angenommen, dass genügend Produktionsmengen vorhanden sind und gleichzeitig ermittelt man die zusätzlichen Kosten für Besitzer:innen eines Diesel- oder Benzinfahrzeugs aufgrund dieser kostspielig herzustellenden Treibstoffe.
Anhand des aktuellen Bestands an Pkw sowie möglicher Neuzulassungen gemäß den Forderungen des VDA hat Greenpeace eine Modellierung zukünftiger europäischer Pkw-Flotten vorgenommen und deren Kraftstoffbedarf berechnet; zur Ermittlung zusätzlicher Belastungen für Autofahrer:innen wurden dabei angenommene Produktionskosten von E-Fuels mit durchschnittlichen Preisen fossiler Brennstoffe verglichen.
Parallel zur IAA setzt sich die Autobranche in Brüssel gegen Maßnahmen zum Klimaschutz ein
In dieser Woche beginnt in München die vom VDA organisierte Automesse IAA; während deutsche Hersteller wie VW, BMW und Mercedes dort ihre neuen Elektromodelle präsentieren wollen sie gleichzeitig auch weniger Schutzmaßnahmen fürs Klima fordern und mehr Verbrenner zulassen – so Tiemann: „Das scheinheilige Verhalten der Autolobby ist diese Woche so offensichtlich wie selten zuvor.“ Während also auf dem Messegelände Elektromobile ins Rampenlicht gerollt werden präsentiert sich der VDA hinter verschlossenen Türen als Gegner des bereits beschlossenen Klimaschutzes.
Die bestehenden EU-Flottengrenzwerte zeigen mittlerweile Wirkung: Um sowohl CO2-Vorgaben einzuhalten als auch Strafzahlungen abzuwenden bringen Hersteller zunehmend günstigere Elektroautos auf den Markt; somit boomt auch deren Verkauf innerhalb Europas erheblich! Sollten jedoch Abgasgrenzwerte verwässert werden bremst dies das Wachstum hin zur Elektromobilität – so zeigt es eine neue Datenanalyse des Dachverbands Transport & Environment: Nachdem Druck seitens der Autoindustrie dazu führte dass CO2-Grenzwerte für das Jahr 2025 abgeschwächt wurden haben viele Autohersteller daraufhin wieder Preiserhöhungen bei ihren Elektrofahrzeugen vorgenommen wodurch insbesondere Länder wie Deutschland Frankreich oder Großbritannien nun noch größere Preisunterschiede zwischen diesen Fahrzeugtypen schaffen konnten.
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