Die Cardano Foundation hat am 26. August einen längeren Forumspost veröffentlicht, in dem sie ihre Aufgaben und ihre Rolle im Ökosystem erläutert. Anlass war die jüngste Attacke von Charles Hoskinson, der in einem AMA besonders scharf gegen die Stiftung austeilte. Seit Jahren gibt es Spannungen, doch der Konflikt ist mit der Entscheidung, die Foundation von der Ausschüttung der Midnight-Token auszuschließen, eskaliert.
Im Mittelpunkt der Stellungnahme steht die Behauptung, dass die Foundation zwar im Alltag kaum sichtbar sei, aber zentrale Infrastruktur am Laufen halte. Genannt werden Schnittstellen wie GraphQL, die Java-Implementierung von Rosetta, das cardano-wallet sowie die Verwaltung der Token Registry mit Unterstützung neuer Standards wie CIP-26 und CIP-68. Diese Komponenten sind für Börsen, Verwahrer und Integratoren entscheidend, um ADA und native Token zu listen und zu handeln. Der Hinweis ist deutlich: Ohne diese Dienste hätten viele Marktteilnehmer Schwierigkeiten, Cardano technisch sauber einzubinden.
Haltung zu Token-Integrationen
Ein weiterer Streitpunkt betrifft die Frage, ob die Foundation aktiv für neue Listings und Integrationen zahlen sollte. Hier zieht sie eine klare Grenze: Das würde „Gewinner und Verlierer“ schaffen und das Ökosystem verzerren. Stattdessen sieht sie ihre Aufgabe darin, neutrale Infrastruktur bereitzustellen, die allen Projekten offensteht. Damit weist sie indirekt den Vorwurf zurück, die Foundation investiere zu wenig in die Weiterentwicklung von Cardano.
Besonderes Gewicht legt die Foundation auf ihre Rolle in der On-Chain-Governance. Sie ist sowohl Mitglied des Intersect Constitutional Committee als auch als Delegated Representative aktiv. Nach eigenen Angaben verwaltet sie fast 233 Millionen ADA, die von mehr als 300 Delegatoren eingebracht wurden. Um Kritik an zu großer Machtkonzentration zu entkräften, betont sie, dass 140 Millionen ADA aus ihrem Genesis-Bestand an sieben Community-DReps weitergegeben wurden. Ergänzend verweist sie auf Governance-Tools, Bildungsangebote und ihre Rolle bei der Koordination von Hard Forks.
Ein weiterer Teil des Posts befasst sich mit der Zusammensetzung des Vorstands – ein Dauerbrenner in Hoskinsons Kritik. Die Foundation schildert, wie Anfang 2021 nach einer instabilen Phase die Schweizer Aufsichtsbehörde eingriff und externe Berater beauftragte. Daraufhin kam es zu einem strukturierten Auswahlprozess, in dem ein neuer Präsident und weitere Vorstandsmitglieder einstimmig gewählt wurden, auch mit Beteiligung des IOG-Vertreters. Die damaligen Mitglieder traten geschlossen zurück. Damit will die Foundation zeigen: Die heutige Führung ist legal legitimiert und kein Ergebnis von Intransparenz.
Hoskinsons Gegenangriffe & Reaktionen aus der Community
Hoskinson hatte kurz zuvor in einem AMA heftige Vorwürfe erhoben. Besonders empörte ihn die Vorstellung, dass die Foundation Anspruch auf die Midnight-Token erheben könnte. Er bezeichnete sie als „bad actor“, warf ihr vor, Kapital zu verschwenden und wichtige Chancen verpasst zu haben. Zudem stellte er in Frage, ob die Schweizer Rechtsform einer Stiftung überhaupt mit den Ansprüchen der Community vereinbar sei.
Die neue Erklärung der Foundation konnte die Diskussion nicht beruhigen. Einige Mitglieder begrüßten die Sachlichkeit, andere forderten erneut demokratische Strukturen, bis hin zu einer Neuwahl des gesamten Boards. Immer wieder wird betont, dass die Community sich nicht ausreichend repräsentiert fühlt und der Einfluss der Schweizer Rechtsaufsicht zu groß sei.
Der Schlagabtausch verdeutlicht, dass es längst nicht mehr nur um Technik oder einzelne Airdrops geht. Der Kernkonflikt betrifft die Frage, wem Cardano gehört: einer von Aufsichtsbehörden kontrollierten Stiftung oder einer globalen Community, die sich selbst als eigentlichen Souverän versteht. Solange diese Grundsatzfrage nicht geklärt ist, dürfte der Streit zwischen Hoskinson und der Foundation weiter schwelen.