Arthur Hayes, Mitgründer von BitMEX und einer der bekanntesten Makro-Kommentatoren der Kryptoszene, hat in einem Interview mit CoinFund-Präsident Chris Perkins ein extrem bullisches Bitcoin-Szenario skizziert. Direkt vom Jackson-Hole-Symposium, wo Märkte auf Jerome Powells Rede warten, erklärte Hayes, dass der aktuelle Fed-Vorsitzende zwar kurzfristig noch Widerstand leisten könne, langfristig aber die Weichen auf expansivere Geldpolitik gestellt seien.
„Powell kann es hinauszögern, aber er kann es nicht verhindern,“ so Hayes.
Er betonte, dass Powell womöglich bewusst keine Zinssenkungen signalisieren werde, um seine Unabhängigkeit von Trump zu beweisen. Dennoch sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Fed oder ihr Nachfolger auf expansiven Kurs einschwenke.
Inflationäre Politik unter Trump als Katalysator
Hayes knüpfte seine Analyse eng an die Pläne von Trump und Treasury-Chef Scott Bessent, die er als eindeutig inflationär einordnet. Er erwartet eine Politik des „Run it hot“ – hohe Defizite, finanziert durch kreative Instrumente. Im Zentrum steht für ihn die Idee, das Eurodollar-System in Stablecoins zu ziehen, also Offshore-Dollar in digitale On-Chain-Dollars zu überführen.
Durch eine Kombination aus entzogenem Garantieschutz für ausländische Banken und Kooperationen mit großen US-Tech-Plattformen könne Washington globale Dollar-Konten via Stablecoins verteilen – abgesichert durch US-Staatsanleihen. Hayes schätzt das adressierbare Volumen allein bei Eurodollars auf 10–13 Billionen US-Dollar, zuzüglich weiterer Billionen an Schwellenländer-Einlagen.
Damit, so Hayes, könnte das Finanzministerium US-Staatsanleihen zu beliebigen Konditionen platzieren, während die Fed faktisch entmachtet würde. Der geopolitische Hebel: wer sich sperrt, verliert Zugang zum US-Finanzsystem – oder wird sanktioniert.
Krypto als Profiteur einer Stablecoin-getriebenen Geldflut
Die Folgen für Krypto beschreibt Hayes als eindeutig positiv. On-Chain-Dollar mit Rendite würden die Basis für eine Explosion von DeFi bilden: Stablecoins könnten als Collateral dienen, für Konsum genutzt werden oder in Basis-Trades fließen. Hayes erwartet, dass die Total Value Locked (TVL) in DeFi in die „Zehntausende Milliarden“ steigen könnte, wenn die USA Stablecoins offiziell als strategisches Instrument nutzen.
Bitcoin sieht er an der Spitze dieser Entwicklung: „die beste Assetklasse in der Menschheitsgeschichte seit 2009.“ Wer jetzt einsteige, habe den Zug nicht verpasst: bei 120.000 Dollar sei „noch sehr viel Luft nach oben.“
Bitcoin bei 15 Millionen – ein Extremszenario
Sein spektakulärster Punkt: Unter bestimmten Personalentscheidungen in der Fed könnte Bitcoin in einen Multi-Millionen Bereich steigen – mit einem Extremziel von 15 Millionen US-Dollar pro Coin. Konkret verwies Hayes auf die Möglichkeit, dass Zervos Fed-Chef wird. Dessen Politik – sofortige Zinssenkungen um 300 Basispunkte und aggressive Yield-Curve-Control – würde einer Geldflut gleichkommen, die Bitcoin in astronomische Höhen treiben könnte.
Zwar bezeichnete Hayes dieses Szenario nicht als Basiserwartung, doch es unterstreicht seine Überzeugung, dass die Richtung klar ist: strukturell lockerere Politik bedeutet strukturell höheres Bitcoin-Niveau. Für die unmittelbare Marktphase zeigte sich Hayes pragmatisch. Sollte Powell in Jackson Hole keine Zinssenkungen andeuten und die Märkte 15–20 % nachgeben, werde er die Gelegenheit nutzen:
„Ich habe etwas Cash zur Seite gelegt und werde dann einkaufen.“