Nach Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stehen in den nächsten fünf Jahren etwa 186.000 Unternehmen vor einer Nachfolgeregelung. Grund dafür ist, dass die aktuellen Eigentümerinnen und Eigentümer aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod aus der Geschäftsführung ausscheiden müssen. Trotz der zunehmenden Alterung der Unternehmerinnen und Unternehmer liegt die Zahl der jährlich anstehenden Übergaben rund 800 Unternehmen unter dem Wert des vorherigen Prognosezeitraums von 2022 bis 2026.
Dr. Markus Rieger-Fels erklärt, dass diese Stagnation bei den Unternehmensübergaben trotz steigender Übernahmebereitschaft vor allem auf eine verschlechterte Ertragslage vieler Betriebe in den vergangenen Jahren zurückzuführen ist. Dadurch erscheint eine Übernahme für potenzielle Nachfolger wirtschaftlich oft weniger attraktiv.
Die Forscherinnen und Forscher des IfM gehen davon aus, dass jeweils rund 30 % aller Unternehmensübergaben im produzierenden Gewerbe sowie im Bereich unternehmensbezogener Dienstleistungen stattfinden werden. Im Handel hingegen entfallen nur knapp ein Sechstel aller geplanten Übergaben auf diesen Sektor.
Regionale Unterschiede zeigen sich deutlich: Die meisten Übergänge pro 1.000 Unternehmen werden in Niedersachsen (61), Schleswig-Holstein (55) und Bremen (55) erwartet. Dagegen bleibt die Anzahl der Unternehmensnachfolgen in Berlin mit einem Wert von 44 vergleichsweise gering – was darauf zurückzuführen ist, dass dort wenige Betriebe im produzierenden Gewerbe angesiedelt sind und viele Dienstleistungsunternehmen existieren, die meist zu kleinen Umsatzklassen gehören und daher seltener als lohnende Übernahmekandidaten gelten.
Da offizielle Daten fehlen, ermitteln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IfM Bonn seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig mittels eines eigens entwickelten Verfahrens Schätzungen zur Anzahl bevorstehender Unternehmensübertragungen in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Institutionen verfolgt das IfM dabei einen marktorientierten Ansatz: Es wird nicht nur berücksichtigt, ob Eigentümer ihre Firmen übergeben möchten, sondern auch geprüft, bei welchen Familienunternehmen eine Übernahme aus Sicht potenzieller Nachfolger wirtschaftlich sinnvoll erscheint.
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Dr. Jutta Gröschl
Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn
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