Der Deutsche Apothekerverband (DAV) kämpft aktuell vor Gericht dafür, dass Apotheken für die Herstellung von Rezepturen eine angemessene und vollständige Vergütung durch die Krankenkassen erhalten, ohne dass diese Rechnungen gekürzt werden. Nach einem wegweisenden Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) in Kassel verstärken der DAV und seine Landesapothekerverbände in den kommenden Monaten ihre juristischen Anstrengungen, um sicherzustellen, dass die Abrechnung von Rezepturen gemäß der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) korrekt gegenüber den Krankenkassen erfolgt. Zu diesem Zweck haben sie kürzlich sieben Klagen bei verschiedenen Sozialgerichten eingereicht, unter anderem in Münster. Ziel ist es, Klarheit darüber zu schaffen, wie Fälle behandelt werden sollen, bei denen Krankenkassen Kürzungen an den Rechnungen vornehmen.
Rezepturen sind individuell angefertigte Arzneimittel für einzelne Patientinnen und Patienten in Apotheken. Für deren Herstellung werden entweder bestimmte Fertigarzneimittel oder spezielle Ausgangsstoffe benötigt. Im Jahr 2024 fertigten Apotheken etwa 10 Millionen solcher maßgeschneiderten Rezepturen für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Thomas Dittrich vom Vorstand des DAV betont: „Rezepturen sind ein unverzichtbarer Teil der medizinischen Versorgung. Da die individuelle Herstellung einen erheblichen personellen und materiellen Aufwand bedeutet, müssen die Krankenkassen diese Leistungen uneingeschränkt honorieren.“ Das Bundessozialgericht habe kürzlich klargestellt, dass Fertigarzneimittel-Packungen vollständig abgerechnet werden dürfen – selbst wenn nur ein Teil davon verwendet wird. Dies sei gerechtfertigt, da Apotheken sonst auf den Kosten sitzen bleiben würden; denn das verbleibende Medikament kann nicht anderweitig genutzt werden.
Dittrich weist zudem darauf hin: „Bei ähnlichen Fällen mit Rechnungskürzungen durch Krankenkassen geht es nicht um Fertigarzneimittel sondern um Wirkstoffe.“ Hier weigern sich Kassen ebenfalls oft davor zurückzuschrecken nur anteilige Preise für entnommene Mengen zu zahlen statt des vollen Preises pro Packung – was aus Sicht der Apotheker untragbar ist: Wenn Apotheken Patienten versorgen, müssen deren Kassen auch vollumfänglich bezahlen.
Kritisch sieht Dittrich auch geplante Änderungen im Entwurf zum Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG): „Diese Regelungen sollten komplett gestrichen werden“, so Dittrich weiter. Sie würden zwar finanzielle Entlastung für die Krankenkassen bringen – jedoch zulasten der Apotheken gehen. Der DAV signalisiert jedoch Bereitschaft zu Verhandlungen mit den Kassen über eine kostendeckende Vergütung.
Weitere Informationen finden Sie unter www.abda.de
Pressekontakt:
Benjamin Rohrer
Pressesprecher
Telefon: 030 40004-132
E-Mail: presse@abda.de
Christian Splett
Stellvertretender Pressesprecher
Telefon: 030 40004-137
E-Mail: c.splett@abda.de