Der jüngste Rückgang der Rechenleistung im Bitcoin-Netzwerk könnte ein positives Signal für den Bitcoin-Kurs sein. Das erklären Analysten des Vermögensverwalters VanEck. Laut ihnen handelt es sich um eine sogenannte ‚Miner-Kapitulation‘, eine Phase, in der weniger effiziente Miner vorübergehend aufhören, was historisch oft einem Anstieg des Bitcoin-Kurses vorausging.
Historisch oft Erholung nach Rückgang der Rechenleistung
Daten zeigen, dass die gesamte Hashrate, die kombinierte Rechenleistung des Netzwerks, im Monat bis zum 15. Dezember um etwa 4 Prozent gesunken ist. Das ist der stärkste Rückgang seit April dieses Jahres. Analysten von VanEck berichten, dass ein anhaltender Rückgang der Hashrate in der Vergangenheit oft von überdurchschnittlich starken Renditen gefolgt wurde.
Laut VanEck-Forschern Matt Sigel und Patrick Bush war die Rendite von Bitcoin in den 90 Tagen nach einem Rückgang der Hashrate in etwa 65 Prozent der Fälle positiv seit 2014. Wenn die Rechenleistung hingegen zunahm, lag dieser Prozentsatz niedriger, nämlich bei rund 54 Prozent.
Betrachtet man einen längeren Zeitraum von 180 Tagen, wird der Unterschied noch deutlicher. Nach einer Phase sinkender Hashrate folgte in 77 Prozent der Fälle ein Kursanstieg, mit einer durchschnittlichen Rendite von über 70 Prozent. Bei steigender Hashrate lag dieser Durchschnitt deutlich niedriger.
Den Forschern zufolge deutet dieses Muster darauf hin, dass Marktstress unter Minern oft mit Phasen zusammenfällt, in denen der Verkaufsdruck nachlässt und ein Boden in Sicht kommt.
Schwierige Zeiten für Miner
Die Bedingungen für Bitcoin-Miner haben sich in den letzten Monaten erheblich verschlechtert. Der Kurs von Bitcoin liegt bei rund 88.000 Dollar und damit fast 30 Prozent unter dem Rekordhoch von Anfang Oktober. Gleichzeitig blieben die Kosten für Miner relativ hoch.
VanEck weist darauf hin, dass der Break-even-Punkt für viele genutzte Mining-Hardware stark gesunken ist. So ist der maximale Strompreis, bei dem ein beliebter Bitmain S19 XP-Miner profitabel betrieben werden kann, im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel gesunken. Das bedeutet, dass Miner mit höheren Energiekosten vorübergehend Verluste erleiden und gezwungen sind, Maschinen abzuschalten.
Break-even-Preis des S19 XP Miners deutlich gesunken. Quelle: VanEck
China und die Verschiebung hin zu KI
Der jüngste Rückgang der Hashrate wird laut VanEck teilweise durch das Abschalten von etwa 1,3 Gigawatt Mining-Kapazität in China verursacht. Ein Teil dieser Kapazität soll für Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz eingesetzt werden, einem Sektor, in dem die Nachfrage nach Rechenleistung schnell wächst.
Die Analysten schätzen, dass diese Verschiebung langfristig bis zu 10 Prozent der weltweiten Bitcoin-Hashrate betreffen könnte. Das erhöht den Druck auf die Miner, verringert jedoch gleichzeitig den Wettbewerb im Netzwerk für die verbleibenden Akteure.
Regierungen bleiben involviert
Trotz der schwierigen Marktbedingungen ist Bitcoin-Mining nicht überall im Rückgang. VanEck schätzt, dass inzwischen etwa dreizehn Länder aktiv am Bitcoin-Mining beteiligt sind oder es unterstützen, darunter Russland, Bhutan, Iran, El Salvador, Äthiopien und kürzlich auch Japan.
🇯🇵 ADOPTION: Japan is now mining $BTC using state-backed funds, per VanEck pic.twitter.com/jZm8wygXjO
— Cointelegraph (@Cointelegraph) November 8, 2025
Laut den Analysten zeigt diese Beteiligung, dass Mining zunehmend als strategische Infrastruktur angesehen wird, beispielsweise in Kombination mit Energiepolitik oder technologischer Entwicklung.
Obwohl ein Rückgang der Hashrate keine Garantie für eine Kurssteigerung bietet, sehen die VanEck-Analysten die aktuelle Situation als klassisches Gegenindikator-Signal. Historisch gesehen ging eine Phase der Miner-Kapitulation oft einer Stabilisierung oder Erholung des Bitcoin-Preises voraus.
