Strategy-Gründer Michael Saylor signalisiert in einem Post zu Quantencomputern, dass er die Idee befürwortet, Coins „einzufrieren“, die sich nicht auf quantenresistenten Adressformaten befinden. Ein solcher Schritt ist in der Bitcoin-Community höchst umstritten, da er an den Grundfeilern des Netzwerks sägen würde.
Ein potenzieller Lösungsansatz
Immer wieder stellt man sich in der Bitcoin-Community die Frage, ob Quantencomputer eines Tages eine Gefahr werden könnten. Auch wenn die potenzielle Bedrohung, die Verschlüsselungsmechanismen des Netzwerks zu brechen, noch lange nicht unmittelbar bevorsteht, gibt es schon Vorschläge, Bitcoin „quantensicher“ zu gestalten.
Ein vielbeachteter Entwurf für ein „Bitcoin Improvement Proposal (BIP)“ mit einer möglichen Lösung liegt bereits vor. Involviert ist unter anderem ein bekannter Bitcoiner namens Jameson Lopp, Mitgründer der Bitcoin-Wallet Casa. Der Entwurf basiert auf BIP-360 und der damit einhergehenden Einführung von quantenresistenten Output-/Script-Typen (P2QRH).
Der BIP-Entwurf von Jameson Lopp und Co. sieht zusätzlich vor, dass Coins, die sich nach einer gewissen Frist immer noch auf alten, „unsicheren“ Adressen befinden, nicht mehr ausgegeben werden können.
Es wird eine Frist bekannt gegeben, nach deren Ablauf es nicht mehr möglich sein wird, mit alten ECDSA/Schnorr-Signaturen Ausgaben zu tätigen und zu signieren. Dies erfordert eine Änderung der Konsensregel, wonach die Nodes die alten Signaturformate ablehnen werden. Quantenanfällige UTXOs werden nicht mehr ausgegeben werden können. Die empfohlene Frist liegt bei etwa 2 Jahren nach Aktivierung von Phase A.
Aus der Erklärung zum BIP
Bei Phase A, die drei Jahre nach der Implementierung von BIP-360 beginnen soll, geht es darum, via einer Reihe von Soft Forks zu verbieten, BTC an alte ECDSA/Schnorr-Adressen zu senden, um Nutzer zu quantenresistenten Formaten wie P2QRH zu lenken.
Die Kontroverse
In der Bitcoin-Community ist grundsätzlich Konsens, dass es eines Tages nötig sein dürfte, quantenresistente Adressformate einzuführen. Die Kontroverse bezieht sich aber vielmehr auf die Frage, was mit den Coins passieren soll, die sich dann noch auf alten Adressen befinden. Dies würde mehrere Millionen Coins betreffen, die als „verloren“ gelten – darunter die 1.096.358 BTC, die Satoshi Nakamoto zugeschrieben werden.
Eine Option wäre, diese Coins der vermeintlichen Quantengefahr auszusetzen, wodurch sie Schritt für Schritt wieder in den Umlauf gelangen könnten. Dies könnte zeitweise einen Kursrutsch auslösen, da die effektive Gesamtmenge wieder steigen würde – auch wenn es dadurch trotzdem nie mehr als knapp 21 Millionen BTC geben wird.
Die andere, von unter anderem Jameson Lopp propagierte Möglichkeit, die Coins nicht mehr ausgebbar zu machen, würde diesen potenziellen Druck auf den Bitcoin-Preis zwar verhindern, dafür aber die Grundidee von Bitcoin infrage stellen – und zwar, dass es keinen Zwang gibt, mit seinen Coins wieder aktiv zu werden.
Ist es wirklich im Sinne eines erlaubnisfreien Netzwerks, die Coins von Nutzern „einzufrieren“, wenn diese nicht handeln? Michael Saylor, Gründer des größten BTC-Firmenhalters und einer der wohl einflussreichsten Personen im Bitcoin-Space, scheint sich für die Idee von Jameson Lopp zu positionieren.
Saylor positioniert sich
Am heutigen Tag setzte Michael Saylor einen Post auf der Plattform 𝕏 ab, mit der scheinbaren Absicht, die Sorge vor Quantencomputern zu nehmen. Dabei erklärte er, wie Quantencomputer Bitcoin noch stärker machen würden, aber auch indirekt, dass in seinem wohl präferierten Szenario die nicht migrierten Coins „eingefroren“ werden.
Der Quantensprung von Bitcoin: Quantencomputer werden Bitcoin nicht zerstören – sie werden es stärken. Das Netzwerk wird aktualisiert, aktive Coins werden migriert, verloreneCoins bleiben eingefroren. Die Sicherheit wird erhöht. Die Menge sinkt. Bitcoin wird stärker.
Michael Saylor
The Bitcoin Quantum Leap: Quantum computing won’t break Bitcoin—it will harden it. The network upgrades, active coins migrate, lost coins stay frozen. Security goes up. Supply comes down. Bitcoin grows stronger.
— Michael Saylor (@saylor) December 16, 2025
Saylor stellt es quasi als gegeben hin, dass inaktive Coins nach einem Quanten-Update nicht mehr ausgegeben werden können. Währenddessen ist aber unklar, ob ein Update überhaupt erfolgen wird und vor allem, was dann mit den potenziell anfälligen Bitcoin geschehen soll.
I agree, lost coins should stay frozen. Glad to hear you’ll support my BIP!https://t.co/quK0X1VWGV
— Jameson Lopp (@lopp) December 16, 2025
Jameson Lopp reagierte auf Saylors Post, in dem er ihm dabei zustimmte, dass verlorene Coins „eingefroren“ werden sollten.
Ich stimme zu, verlorene Coins sollten eingefroren bleiben. Ich freue mich, dass du mein BIP unterstützen wirst!
Jameson Lopp
Als „Executive Chairman“ von Strategy, einer Aktiengesellschaft mit 671.268 BTC auf der Bilanz, dürfte es durchaus in seinem Interesse sein, sicherzustellen, dass die vielen eigentlich „verlorenen“ Coins nicht dank Quantencomputern wieder auf dem Markt landen können. Doch ob das „Einfrieren“ von BTC, die nicht mehr bewegt werden, wirklich im Sinne der langfristigen Vision des Netzwerks ist, bleibt dabei mehr als nur fraglich.
Auf die Frage, wie festgestellt werden soll, dass es sich wirklich nur um verlorene Coins handelt, antwortete Lopp, dass man das nicht könne, die beste Option aber sei, ein langes Zeitfenster für die Migration auf neue Adressen einzuräumen. Es ist davon auszugehen, dass das gesamte Thema in Zukunft noch Gegenstand hitziger Debatten im Bitcoin-Space sein wird.