2025 hätte mit einer weihnachtlichen Bitcoin-Rally enden können – doch der Markt entschied sich anders. Nach einem kurzen Höhenflug auf 90.000 Dollar folgte ein harter Absturz unter 85.000 Dollar. Nun fragen sich Anleger weltweit, ob die Hoffnung auf eine sogenannte „Santa Rally“ endgültig erloschen ist. Der Krypto-Markt zeigt erneut, wie schnell Euphorie in Ernüchterung umschlagen kann.
Bitcoin-Rally endet abrupt
Mitten in der Woche schoss der Bitcoin-Kurs am frühen Morgen kurzzeitig auf 90.000 Dollar. Händler und Analysten sprachen von einem möglichen Start der traditionellen „Santa Rally“, die oft für steigende Preise zum Jahresende steht. Doch die Freude hielt nur kurz. Innerhalb weniger Stunden fiel der Kurs zurück auf fast 85.000 Dollar.
Laut Daten von CoinGecko lag der Preis zuletzt bei rund 85.921 Dollar. In weniger als 24 Stunden wurden über 155 Millionen Dollar an Bitcoin-Derivaten liquidiert. Auch andere Kryptowährungen folgten dem Abwärtstrend. Ethereum verlor 4 Prozent und notierte zeitweise nur noch bei 2.824 Dollar. Der Rücksetzer zerstörte die zarte Hoffnung auf positive Weihnachtsstimmung am Kryptomarkt.
Vertrauen in eine Santa Rally schwindet
Auf der Plattform Myriad, einem beliebten Prognosemarkt, verloren Händler rasant das Vertrauen in ein neues Bitcoin-Allzeithoch. Am Dienstag lag die Wahrscheinlichkeit noch bei rund 69 Prozent, dass der Coin die Marke von 100.000 Dollar knacken könnte. Ein Tag später fiel diese Zahl auf nur noch 57 Prozent. Noch düsterer sieht die Stimmung für die Bitcoin-Rally zum Jahresende aus – die Chance darauf schätzen Marktteilnehmer auf magere vier Prozent.
Diese rapide Verschlechterung der Marktstimmung lässt sich auch an den ETF-Abflüssen ablesen. Laut Farside Investors zogen Anleger allein in dieser Woche rund 634 Millionen Dollar aus Bitcoin-Fonds ab. Während der Kurs pendelt, wächst die Unsicherheit. Einige Analysten sprechen bereits von einer entscheidenden Bewährungsprobe für die kommenden Wochen.
Makroangst und globale Zinswende belasten Märkte
Nicht nur Kryptofaktoren, sondern auch globale Wirtschaftsdaten drücken auf die Stimmung. Jüngste Arbeitsmarktzahlen aus den USA zeigen die höchste Arbeitslosenquote seit 2021. Zeitgleich rechnen Händler mit einem möglichen Zinsschritt der Bank of Japan. Sollte die Notenbank die Zinsen anheben, könnte dies den sogenannten Yen-Carry-Trade beenden – eine Strategie, die bisher viel Liquidität in risikoreiche Anlagen wie Bitcoin gebracht hat.
Matt Hougan, Chief Investment Officer bei Bitwise, betont, dass die anstehende Entscheidung zwar erwartet werde, doch trotzdem kurzfristige Marktängste auslösen könne. Schlagzeilen über „Zinsen auf 30-Jahreshoch“ erzeugen leicht Nervosität. Viele Marktteilnehmer sichern sich daher ab, statt neue Positionen aufzubauen. Das verstärkt den Druck auf digitale Assets wie Bitcoin.
Technische Analyse zeigt dichten Widerstand
Laut einem Bericht von Glassnode liegt der Hauptwiderstand für Bitcoin derzeit zwischen 93.000 und 120.000 Dollar. Dort haben viele Anleger ihre Einstiegspreise, die nun als Verkaufsdruck wirken. Erst oberhalb von 95.000 Dollar könnte sich eine nachhaltige Erholung andeuten. Doch derzeit fehlt es an Kaufinteresse auf dem Spot-Markt.
Bitcoin continues to find support near the average ETF cost basis at $83,700, the same level it bounced from in April.
Could form a base and move higher as long as this level holds ✅ pic.twitter.com/zAHLObvGLn
— Bitcoin Archive (@BitcoinArchive) December 18, 2025
Analysten sehen Anzeichen einer fragilen Marktstruktur. Vieles deutet darauf hin, dass die jüngste Bewegung durch gehebelte Derivate entstanden ist, nicht durch echte Käufe. Sobald diese Positionen geschlossen werden, kippt die Stimmung schnell nach unten. Gerade in der ruhigen Weihnachtszeit mit geringer Liquidität können solche Bewegungen besonders heftig ausfallen.
Analysten nach Bitcoin-Rally zwischen Skepsis und Hoffnung
Viele Experten bleiben vorsichtig. Ryan Yoon, Senior Analyst bei Tiger Research, erwartet vor Jahresende keine deutliche Trendwende. Laut seiner Einschätzung könnte ein kurzfristiger Anstieg nur dann eintreten, wenn die anstehende US-Inflationsstatistik positive Überraschungen bringt. Dann wäre zumindest eine kleine Erholungsrally möglich, bevor der Bärenmarkt sich fortsetzt.
$BTC is mimicking the Q1 2025 fractal.
What if this plays out? pic.twitter.com/s7et7s8LdV
— Ted (@TedPillows) December 18, 2025
Dennoch bleibt ein Lichtblick: Der Durchschnittspreis aktiv gehaltener Bitcoin liegt bei rund 81.500 Dollar. Diese Marke hat bisher als starke Unterstützung gewirkt. Sollte sie halten, könnte Bitcoin seine Position festigen. Anleger hoffen, dass 2026 mit einem neuen Aufwärtsschwung beginnt – doch bis dahin steht Geduld ganz oben auf der Wunschliste.
Institutionelle Anleger ziehen sich zurück
Ein weiterer Faktor für den jüngsten Kursrückgang ist die wachsende Zurückhaltung institutioneller Investoren. Mehrere große Vermögensverwalter pausierten ihre seit Monaten laufenden Bitcoin-Käufe. Gründe dafür sind sowohl das schwächere Marktumfeld als auch die riskante kurzfristige Volatilität. Nach internen Berichten planen einige Fonds, ihre Krypto-Allokationen erst 2026 neu zu bewerten, sobald mehr makroökonomische Stabilität herrscht.
Trotzdem gilt das institutionelle Interesse langfristig als Motor des Marktes. Viele Analysten betonen, dass der nächste Bitcoin-Zyklus nur dann einsetzen kann, wenn Kapital aus ETFs und Pensionsfonds zurückkehrt. Solange die Risikobereitschaft niedrig bleibt, sei mit weiteren Preisschwankungen zu rechnen, die kurzfristige Trader zwar anziehen, langfristige Investoren aber eher abschrecken.
Weihnachtsruhe oder Volatilität vor Jahresende?
Mit dem nahenden Jahresende wird die Marktaktivität traditionell ruhiger. Doch in diesem Jahr erwarten viele Händler eine unruhige Feiertagsphase. Aufgrund der geringen Liquidität könnten selbst kleine Marktbewegungen große Ausschläge verursachen. Einige Analysten sehen darin sogar Chancen: Wer in Panik verkauft, ermöglicht mutigen Käufern günstige Einstiege.
Historisch gesehen hatte Bitcoin schon mehrfach schwache Dezemberphasen, bevor im neuen Jahr starke Aufwärtsbewegungen folgten. Dennoch warnt die Community, sich nicht auf Muster zu verlassen. Der Krypto-Markt bewege sich aktuell in einem Umfeld, das stärker von globalen Nachrichten und Wirtschaftsdaten geprägt ist als von technischer Chartanalyse. Anleger blicken daher gespannt auf die ersten Handelstage im Januar 2026.