Weshalb erhalten in Deutschland Hunderttausende Menschen keine angemessene medizinische Betreuung? Der aktuelle Gesundheitsbericht von Ärzte der Welt liefert hierzu aufschlussreiche Antworten. Er dokumentiert die erheblichen Hindernisse und gesundheitsgefährdenden Lebensumstände, denen Betroffene täglich ausgesetzt sind.
Der Bericht, der am Welttag für universelle Gesundheitsversorgung veröffentlicht wurde, basiert auf Daten aus den Praxen und mobilen Behandlungsstationen von Ärzte der Welt in Berlin, Hamburg und München.
Christian Stegmüller, Leiter der Inlandsprogramme bei Ärzte der Welt, erklärt: „Deutschland versagt darin, das Recht auf medizinische Versorgung für alle hier lebenden Menschen zu gewährleisten.“ Die Zahl jener ohne Krankenversicherung nimmt stetig zu. Nur wer die Lebensrealität dieser Menschen versteht, kann ihre Situation nachhaltig verbessern.
Besonders betroffen sind Erwerbslose oder Personen mit unsicherer Beschäftigung aus anderen EU-Staaten sowie Geflüchtete und Menschen ohne offiziellen Aufenthaltsstatus. Auch deutsche Staatsbürger*innen können ihren Versicherungsschutz teilweise oder vollständig verlieren – etwa aufgrund offener Beiträge bei ihrer Krankenkasse.
Im Jahr 2024 betreuten haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende von Ärzte der Welt in München, Berlin, Hamburg und Stuttgart insgesamt 2.254 Patient*innen in 7.403 Konsultationen. Von den 1.133 erstmals betreuten Personen mit Einwilligung zur Datennutzung waren 97 Prozent armutsgefährdet. Zudem hatten 88 Prozent keinen festen Wohnsitz und übernachteten beispielsweise in Asylunterkünften oder bei Bekannten sowie Verwandten; rund ein Viertel war obdachlos – sie schliefen auf Straßen oder in Notunterkünften.
Ziel des Engagements von Ärzte der Welt ist es möglichst viele Betroffene wieder in die gesetzliche Krankenversicherung zu integrieren – ein oft langwieriger und komplexer Prozess.
Zeitgleich setzt sich die Organisation politisch dafür ein, gesetzliche sowie strukturelle Barrieren abzubauen damit jede Person ihr Recht auf gesundheitliche Versorgung wahrnehmen kann. Der Gesundheitsreport enthält zudem aktuelle politische Empfehlungen und Forderungen zur Verbesserung dieser Lage.
Über Ärzte der Welt: Als humanitäre Organisation engagiert sich Ärzte der Welt weltweit in mehr als 70 Ländern durch medizinische Projekte sowie politische Arbeit für das grundlegende Menschenrecht auf Gesundheit. In fünf deutschen Städten bieten ehrenamtlich tätige Fachkräfte gemeinsam mit hauptamtlichen Mitarbeitenden ärztliche Hilfe für jene an, die keinen Zugang zum regulären Gesundheitssystem besitzen.
Detaillierte Informationen finden Sie im Report unter: https://www.aerztederwelt.org/publikationen/gesundheitsreport/
Pressekontakt:
Stephanie Kirchner
Pressereferentin
Ärzte der Welt e.V.
Mobil: +49 (0)159 0406 2104
E-Mail: stephanie.kirchner@aerztederwelt.org